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Blühweide anlegen

Blühstreifen – ein Paradies für Insekten?

Über das allgemeine Insektensterben sehr zu Recht beunruhigt, wurde und wird nach Möglichkeiten gesucht, Landwirtschaft und Insektenschutz unter einen Hut zu bringen. Ein Lösungsansatz war die Anlage von sogenannten Blühstreifen. Doch was muss beachtet werden, damit diese wirklich insektenfreundlich sind?

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Der moderne Ackerbau zur Ernährung der Menschheit und zur Erzeugung von Pflanzen für den nahrungsfremden Einsatz wie beispielsweise die Biogas-Herstellung wird immer weiter optimiert. Dadurch entstehen Monokulturen, die lediglich den Insektenarten Lebensraum bieten, die sich von den angebauten Pflanzen ernähren. Damit es bei diesen Arten nicht zu einer Populations-Explosion aufgrund von fehlenden natürlichen Feinden kommt, werden Insektizide eingesetzt. Doch durch die Insektizide werden alle Insekten getroffen, nicht nur die angezielten Schädlinge. Das führt in der Summe der Faktoren zu einem drastischen Niedergang aller Insekten-Spezies. Dies wurde in der Öffentlichkeit zuerst am Bienensterben thematisiert, gefolgt von einem nicht mehr zu übersehenden allgemeinen Insektensterben.

Blühstreifen als Lösung gegen das Insektensterben?


Über das allgemeine Insektensterben sehr zu Recht beunruhigt, wurde und wird nach Möglichkeiten gesucht, Landwirtschaft und Insektenschutz unter einen Hut zu bringen. Ein Lösungsansatz, der es auf jeden Fall wert war, in der Praxis zu erproben, war die Anlage von sogenannten Blühstreifen. Erfreulich viele Landwirte waren dafür zu gewinnen, entlang einzelner Seiten, im Innern eines Feldes oder im Idealfall ringsherum Blühstreifen anzulegen. Geeignete Saatgutmischungen sollten Insekten den Lebensraum schaffen, der ihnen durch das Anlegen der Felder genommen worden war. Derartige, künstlich angelegte Biotope sind voll erblüht ein wunderschöner Anblick, aber leisten sie auch das, wofür sie gedacht sind?

Statistiktabellen und Schaubilder, an denen der Rückgang der Insekten ablesbar ist, bieten die quantitative Datenbasis, an der sich Analysen und weiterführende Überlegungen orientieren. Am eindrücklichsten ist aber sicherlich, sich selbst ein Bild von der Situation draußen im Freiland zu machen. Auch ohne jede Artenkenntnis achte man bei einem Spaziergang entlang von Blühstreifen auf auffallende Insekten wie Schmetterlinge. Oder auf Käfer, die man über den Weg laufen sieht. Es wird auffallen, dass man die Blüten und Feldwege intensiv absuchen muss, um dort überhaupt noch ein Insekt zu entdecken.

Anforderungen an Blühstreifen


Nun ist es keineswegs so, dass die Anlage von Blühstreifen per se den Insekten nicht helfen würde. In den vergangenen Jahren, in denen Blühstreifen in großem Umfang angelegt worden sind, konnten umfangreiche Erfahrungen und Daten gesammelt werden. Daraus konnten sich Schlussfolgerungen ableiten lassen, welche Details zur Einrichtung von Blühstreifen beachtet werden müssen, um sie nicht nur zu einer optischen Zier einer ansonsten ausgeräumten Landschaft zu machen, sondern tatsächlich dazu beitragen zu lassen, Kleinlebewesen wie den Insekten einen Lebensraum zu bieten.

Einige wichtige Eckdaten seien hier genannt:

  • Je breiter die Blühstreifen, desto höher die Chance, dort Insekten zu entdecken.
    Dafür liegt eine einfache Erklärung auf der Hand: Insekten wandern aus Blühstreifen auch in die benachbarten Ackerflächen, und die dort eingesetzten Insektizide verbreiten sich auch außerhalb der Ackergrenzen. Beides addiert sich zu einer für Insekten tödlichen Situation.
  • Die Breite der Blühstreifen sollte demnach nicht unter 9 Metern liegen, bei einem hohen Stand der Nutzpflanzen am besten noch breiter.
  • Je weiter ein Blühstreifen von einem mit insektizidbehandelten Feld entfernt ist, desto besser für die Insekten.
  • Das Blühangebot sollte eine breite Palette an insektenfreundlichen Pflanzen beinhalten: So können möglichst viele Insekten Nahrung finden, die zum Überleben notwendig ist.

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