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Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Es gibt wohl kein bekannteres Imker-Utensil als eine dampfende Pfeife oder einen sogenannten Smoker (ein Gefäß, aus dem Rauch aufsteigt). Öffnet ein Imker einen Bienenstock, nutzt er den Qualm, um die Bienen von der Verteidigung ihres Nestes abzuhalten, um seine Arbeit in Ruhe durchführen zu können. Doch wieso bleiben die Bienen auf den Waben? Woher kommt dieses Bienenverhalten? Der von unseren Honigbienen am häufigsten genutzte Wohnraum waren hohle Bäume. Dort gehören Waldbrände zu den natürlicherweise immer wieder auftretenden Gefahren. Wo Feuer ist, ist Rauch. Nehmen die Bienen den Rauch wahr, füllen sie ihre Honigblase mit Honig und ziehen sich tief in die Wabengassen zurück.

Flucht bei Feuer?

Die am weitetesten verbreitete Erklärung für dieses Verhalten besagt, dass sich die Bienen auf diese Weise auf eine Flucht vorbereiten, falls das Feuer für die Kolonie zu bedrohlich wird. Es gibt viele gute Gründe, diese Erklärung kritisch zu überdenken. Zum einem ist es für die Königin unmöglich, an einer Flucht teilzunehmen. Bienenköniginnen sind nur bis zum Hochzeitsflug flugfähig, danach werden sie bedingt durch ihre enormen Eierstöcke zu schwer um noch fliegen zu können. Lediglich zur Schwarmvorbereitung reduzieren sie über viele Tage bis Wochen hinweg wieder ihr Gewicht ganz erheblich, um am Schwarmauszug teilnehmen zu können. Ohne Königin und ohne Brut würde ein vor einem Feuer geflohener Schwarm auf jeden Fall sterben. Die Flucht käme einem sicheren Selbstmord gleich. Der Rauch wird auch mit Sicherheit die chemische Kommunikation verhindern, auf der ein geordnetes Schwarmverhalten basiert. Und es gibt keine einzige gesicherte Beobachtung über einen Schwarmauszug bei Feuer.

Aber es gibt zahlreiche Meldungen über komplett verbrannte Bienenvölker, wenn ein Feuer um Bienen-Zargen gewütet hat. Man könnte nun spekulieren, dass es möglicherweise physikalisch-thermisch vorteilhaft ist, durch die Aufnahme von Honig das Körpervolumen massiv zu erhöhen und so die Aufnahme von Wärme zu verlangsamen.

Bienen errichten Feuerschutzwände

Gesichert ist, dass sich Honigbienen unter bestimmten Umständen aus Propolis regelrechte Feuerschutzwände errichten, hinter denen das Bienenvolk große Hitze überlebt. Gezeigt wurde das kürzlich in einer Zusammenarbeit zwischen Biologen aus Südafrika und dem HOBOS-Team der Universität Würzburg (Tribe et al. 2017 ) für die Südafrikanische Honigbiene Apis mellifera capensis. Die Bienenpopulation im Table Mountain National Park der Fynbos-Region nistet mangels Baumbestand in Höhlungen und breiten Spalten zwischen Felsen sehr nahe am Erdboden. Dort brechen durch natürliche Ursachen immer wieder Feuerbrünste aus, in denen an einem einzigen Ort Temperaturspitzen bis zu 550 Grad Celsius und Hitzezeiten bis zu einigen Minuten gemessen wurden. Ungeschützte Bienenkolonien würden das nicht überstehen.
Die Lebensumstände dieser Bienen haben eine fast unglaubliche Lösung zum Schutz vor dem Feuertod hervorgebracht. Sie errichten Feuerschutzwände aus Propolis, deren Durchmesser bis zu 30 Zentimeter und deren Dicke einigen Zentimeter betragen kann. Diese „firewalls“ verschließen die Höhlungen bis auf einzelne kleine Eingänge zu den dahinter liegenden Waben. Hinter solchen Wänden überleben die meisten Kolonien die Naturkatastrophe.

Literatur:
Tribe, G., Tautz, J. Sternberg, K. & J.Cullinan: Firewalls in bee nests—survival value of propolis walls of wild Cape honeybee (Apis mellifera capensis). Sci Nat (2017) 104:29, DOI 10.1007/s00114-017-1449-5.

Apis mellifera capensis verschließt auch größere Höhlenöffnungen mit Propoliswänden, in denen nur kleine Öffnungen fei gelassen werden (Foto: J. Cullinan).
Region im Fynbos nach einer Feuerbrunst. Die Vegetation erholt sich innerhalb von 1-2 Wochen wieder soweit, um den Bienen, die hinter ihren „firewalls“ überlebt haben, wieder ausreichend Blüten zu bieten (Foto: K.Sternberg).

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