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Was macht eigentlich ein Bienenarzt?

Was macht eigentlich ein Bienenarzt?

Bienen zählen zu den wichtigsten Nutztieren für unsere Landwirtschaft. Kein Wunder, dass es inzwischen Tierärzte gibt, die sich auf die kleinen Helfer spezialisiert haben. Wir haben bei der Fachgruppe Bienen der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft nachgefragt, was die Aufgaben eines “Bienenarztes” sind.

Wie spezialisiert man sich als Tierarzt oder -ärztin auf Bienen?


Nach dem Abschluss des fachlich sehr breit angelegten Studiums der Veterinärmedizin, das mindestens fünfeinhalb Jahre dauert, können Tierärztinnen und Tierärzte im Rahmen ihrer tierärztlichen Tätigkeit spezialisierte Kenntnisse in den verschiedensten Fachrichtungen erwerben. Für diese Spezialisierung steht je nach Bundesland bzw. Tierärztekammer für den Bereich Bienen entweder eine Weiterbildung zum Fachtierarzt oder zur Zusatzbezeichnung „Bienen“ zur Verfügung. Unter der Aufsicht und Anleitung von Kolleginnen und Kollegen mit bereits entsprechender Weiterbildungsbefugnis werden die spezialisierten Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten vermittelt.

Die Tierärztekammern der jeweiligen Bundesländer schreiben in ihren Weiterbildungsordnungen letztlich die genauen Anforderungen vor: So müssen für die Zusatzbezeichnung Bienen in der Regel mindestens 80 fachspezifische Weiterbildungsstunden bei Kongressen und Fortbildungsveranstaltungen absolviert und 20 Fallberichte verfasst werden, bevor schließlich ein abschließendes Fachgespräch vor einer Prüfungskommission nach mindestens zwei Jahren Weiterbildung über die Zuerkennung der Fachgebietsbezeichnung entscheidet. Im Fall des Fachtierarztes dauert die Weiterbildungszeit mindestens vier Jahre.

Warum ist es wichtig, dass es diese Spezialisierung gibt?


Tierschutz und Tiergesundheit zählen immer schon zu den tierärztlichen Kernaufgaben. Die Honigbiene gehört vor allem aufgrund ihrer Bestäubungsleistung zu den drei wichtigsten Nutztierarten in Deutschland und der Welt und so rückt auch das Bewusstsein für die Erhaltung und Verbesserung der Bienengesundheit seit Jahren mehr und mehr in den gesellschaftlichen Fokus. Zu DDR-Zeiten lag diese Aufgabe bereits in tierärztlicher Hand im sogenannten Bienengesundheitsdienst.

Mit seiner fundierten Aus- und Weiterbildung in Diagnostik und Therapie von Erkrankungen sowie der Bestandsbetreuung (Tiergesundheitsbesuche) ist die Einbeziehung des tierärztlichen Berufsstandes am Bienenstand und eine enge Zusammenarbeit mit Imkerin oder Imker ein großer Zugewinn.

Welche Aufgaben umfasst die Arbeit als Bienenarzt oder -ärztin? Was sind typische Einsätze?


Die Aufgaben und typischen Einsatzgebiete von auf Bienen spezialisierte Tierärztinnen und Tierärzte sind vielseitig und stark abhängig vom grundlegenden Beschäftigungsfeld. So erwarten die bienenkundige Tierärztin oder Tierarzt im örtlichen Veterinäramt andere Fragestellungen als den praktischen Tierarzt oder gar in der Forschung.

Ersterer beschäftigt sich mit der Vorsorge und Bekämpfung von Bienenseuchen. Dazu zählen u. a. die Registrierung von Bienenhaltungen, das Erstellen von Gesundheitszeugnissen für Bienenvölker wandernder Imker, aber auch die Feststellung und Überwachung bei Ausbruch von Bienenseuchen und die Begleitung und Gewährleistung einer erfolgreichen Sanierung betroffener Bestände wie im Falle der Amerikanischen Faulbrut. Aber auch die Kontrolle der Lebensmittelgewinnung in Schleuderräumen und Untersuchung von Honigproben sowie die Kontrolle der ordnungsgemäßen Anwendung von Tierarzneimitteln bei der Honigbiene gehören zum Aufgabenrepertoire.
Die tierärztliche Praxis befasst sich dagegen verstärkt mit der Diagnostik am Bienenstand und der Erarbeitung von Therapiekonzepten in Hinblick auf die Vielzahl von schädigenden Einflüssen und Bienenkrankheiten. Jedoch ist eine reine Bienentierarztpraxis unternehmerisch nicht sinnvoll, sondern muss stets als ergänzendes Fachgebiet gesehen werden.

Im Zentrum der Untersuchungen steht immer der Bien als Superorganismus – also das ganze Bienenvolk und sein Umfeld und weniger das Einzeltier. Auch unterscheiden sich die Möglichkeiten der Diagnostik grundsätzlich deutlich vom Wirbeltier: Zum Beispiel ist eine Blutuntersuchung, Abtasten oder das Abhören des Herzens oder des Atemtraktes bei den kleinen Patientinnen nicht möglich. Vielmehr geht es um die genaue Beobachtung veränderter Verhaltensweisen oder äußerlicher Auffälligkeiten an den Bienen, dem Brutnest oder der Bienenwohnung, die dann im weiteren Verlauf der Untersuchung auch labortechnisch genauer analysiert werden können.

Wo finde ich auf Bienen spezialisierte Tierärztinnen und -ärzte?

Die Internetseite der Fachgruppe Bienen der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. bietet unter www.bienen.dvg.net fachliche Informationen und die Möglichkeit zur Vernetzung für bieneninteressierte Kolleginnen und Kollegen wie auch Kontaktinformationen zu spezialisierten Tierärztinnen und Tierärzten in Ihrer Nähe.
Viele weitere Tierärztinnen und Tierärzte befinden sich derzeit in Weiterbildung. Sollten Sie interessiert sein, sich auf Bienen zu spezialisieren, zögern Sie nicht, die Spezialisten anzusprechen. Auch der Vorstand der Fachgruppe steht natürlich für Fragen aus dem Kollegium gerne zur Verfügung.

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