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Bienenhelfer-Kolumne – Teil 3: Das Imkern im Jahresverlauf

Die bienenbegeisterte Bloggerin Clara von tastesheriff möchte Imkerin werden. In ihrer 6-teiligen Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke während ihrer Imkerausbildung an der Imkerschule Schleswig-Holstein.

„Hier liegen die Hefte zur Segeberger Betriebsweise aus, da können Sie immer alles nachschlagen“ – es ist Termin Teil drei meiner Imkerausbildung und unser Lehrer – der Imkermeister – legt dieses einfach gebundene A4-Heft aus! Es ist eine Offenbarung! Das, wonach ich lange gesucht habe, denn in den anderen Bienenbüchern und Unterlagen ist oft alles sehr viel komplexer beschrieben! Auf ca. 35 Seiten habe ich nun die Informationen, die ich brauche. Unser Imkermeister betreibt die Imkerei seit 30 Jahren hauptberuflich und hat in dem Heft seine gesamten Erfahrungen und Herangehensweisen aufgeschrieben.
Man sagt im Allgemeinen häufig fünf Imker – fünf Meinungen! Das glaube ich gerne, und vermutlich gibt es auch wenig RICHTIG und FALSCH, aber dieses Material ist sehr hilfreich und vor allem verständlich. Auch für ein kurzes Nachschlagen zu einem bestimmten Thema eignet es sich wunderbar.

Ein Grundthema des Tages - das Imkern im Jahresverlauf

Imkerei bedeutet vor allem in den Sommermonaten viel Arbeit bzw. Aufmerksamkeit. So war es hilfreich, einmal den kompletten Jahresverlauf durchzugehen.
Durch die Winterruhe ist es bis zum Frühjahr noch recht ruhig im Bienenstock, und man nutzt die Zeit, sich auf die neue Saison vorzubereiten. Beuten, Rähmchen, Maschinen und Geräte werden vorbereitet.
Bei ca. 12 °C geht es dann wieder los. Denn sobald es wieder etwas wärmer wird, schwärmen die Bienen zum sogenannten Reinigungsflug aus. Über den Winter füllt sich nämlich ihre Kotblase, und bei diesem Flug wird sie dann entleert. Bereits im ersten Termin haben wir also Folgendes fürs Leben gelernt: Am Tag des Reinigungsfluges am besten keine weiße Wäsche raushängen! Da blieben dann keine Fragen mehr offen.

Die Arbeit eines Imkers im Frühjahr

Das Volk wird im Frühjahr noch in Ruhe gelassen. Lediglich wird durch Anheben und eine oberflächliche Kontrolle überprüft, ob das Volk noch genügend Futter hat und wie stark das Volk ist.
Bei der Frühjahrsnachschau – Ende März, Anfang April bei 15-18 Grad finden dann die ersten richtigen Tätigkeiten am Volk statt. Sind alle Bienen gut durch den Winter gekommen? Sind Krankheiten aufgetreten? Muss man Altwaben austauschen? Wichtig ist auch die Kontrolle des Brutbildes. Ist in den Waben Brut aller Entwicklungsstadien vorhanden? Dies würde nämlich für ein gesundes Volk sprechen. Sollte das Volk allerdings zu schwach sein, wird das Bienenvolk entweder mit Ersatzvölkern gemischt oder mit anderen Völker zusammengelegt.

In Schleswig-Holstein ist die Rapsblüte eine der wichtigsten Futterquellen für die Bienen. Daher ist nach der Frühjahrsnachschau der optimale Zeitpunkt fürs Wandern an einen guten Standort in die Nähe von bienenfreundlichen Pflanzen. Zwar können Bienen recht weit fliegen, dennoch ist ein „Umzug“ dann von Vorteil, wenn das nächste Rapsfeld sich z.B. weiter als 600 m entfernt befindet.
Bei Wanderungen im Umfeld von 50 km ist ein offener Boden als Lüftung ausreichend. Das Flugloch wird am Vorabend mit Schaumstoff verschlossen und die Beuten werden durch einen Wandergurt verzurrt und auf einen Anhänger oder in ein Kombifahrzeug geladen. Vorher ist aber eine amtliche Seuchenfreiheitsbescheinigung durch den Amtstierarzt erforderlich, und der neue Standort muss ebenso vorher beim Veterinäramt angegeben werden.

Ende April wird in Norddeutschland der Honigraum auf die Honigbeute gesetzt – die sogenannte Honigraumfreigabe. Die Futterwaben im Brutraum werden bis auf drei durch Mittelwände ersetzt. So bleibt bei kaltem Wetter noch genug Futter im Volk. Im Honigraum sind möglichst viele ausgebaute Waben ideal, da die Bienen den Honig sonst vor allem in den Brutraum tragen.
Hier erkennt man nach ein paar Tagen recht schnell, ob die Völker stark oder schwach sind. Je nachdem, wie der Honigraum gefüllt und ausgebaut ist, erkennt man die Stärke der Völker und kann dann über einen Austausch der einzelnen Waben gegensteuern.

Jetzt besteht auch die Gefahr des Schwärmens. Durch eine Kippkontrolle und das Entfernen der Schwarmzellen kann man diesem entgegenwirken. Im Arbeitsablauf braucht das Bienenvolk nun eine wöchentliche Kontrolle, und ein zweiter Honigraum kann für weitere Entspannung im Bienennest sorgen. Drohnenwaben werden entfernt, und ein regelmäßiges Schröpfen der Brutwaben sorgt nicht nur für eine Schwarmtrieblenkung, sondern dient auch als Prävention vor Varroamilben. Zudem kann man durch das Schröpfen (Austausch von Brutwaben durch Mittelwände) neue Pflegevölker aufbauen, die an anderer Stelle wieder nützlich sein und sich zu Ablegern entwickeln können.

Imkerei im Sommer

Die Sommersonnenwende (der 21. Juni) ist ein wichtiges Datum im Bienenjahr. Dann beginnt eigentlich schon wieder die Wintervorbereitung. Bis spätestens Ende Juni sollten alle Völker stark sein. Sollten sie weisellos (ohne Königin und ohne Brut) sein, werden sie mit einem Ableger vereinigt.
Die Bienen fangen nun bereits an, weniger zu bauen, weniger zu schwärmen, und die ersten Winterbienen werden erbrütet. Auch die Tätigkeit des Imkers verlagert sich etwas. Es werden keine weiteren Mittelwände eingebaut, und auch das Schröpfen und Schneiden der Drohnenwaben endet.

Für den Imker geht es dann an die Honigernte (das Thema behandeln wir an einem der nächsten Termine).

Die Zeit zwischen der Rapshonigernte und der Sommerhonigernte wird zur Königinnenerneuerung und Völkervermehrung genutzt. Eine Bienenkönigin wird meist nur drei Jahre alt. Daher ist nun bei einigen Völkern der Zeitpunkt gekommen, die Königin auszutauschen. Dies kann über Begattungskästen geschehen oder über das Aufteilen in zwei Ableger.
Beide Ableger bekommen die gleiche Anzahl an Brutwaben und Futterwaben und eine Drohnenwabe an dritter Stelle. Die alte Königin wird entfernt, und die beiden Völker werden räumlich voneinander getrennt (mindestens 4 km). Beide Völker bekommen neun Tage später eine unbegattete Königin, es kommt zum Begattungsflug, und die neue Königin beginnt damit, neue Brut in die Waben zu setzen.

Häufig kann man noch ein zweites Mal Honig ernten! Die Sommertracht ist gegen Mitte Juli zu Ende. Zeit für die Sommerhonigernte! Danach wird auf die Beute statt dem Honigraum eine Futterzarge gesetzt und ein Futtersirup verfüttert. Ungefähr eine Woche nach der ersten Fütterung wird mit der Varroabehandlung begonnen (etwas, was wir beim fünften Termin des Imkerkurses vertiefen werden). Die zweite Futtergabe bekommt das Bienenvolk Ende August.
Um den Bienenstock winterfest zu machen, empfiehlt es sich, das Flugloch zu verkleinern, damit es im Herbst und Winter nicht zu Räubereien kommt.
Das war dann auch schon das ganze Imkerjahr! Die Aufgaben eines Imkers im Jahresverlauf sehen ja eigentlich ganz übersichtlich aus und machen Mut, sich diesen anzunehmen und die Imkerei als Hobby zeitlich unterbringen zu können.
Ich bin gespannt auf die nächsten Termine meiner Imkerausbildung, um dann endlich mit dem kompletten Wissen loslegen zu können.

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