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Clara Mohring

Bienenhelfer-Kolumne: Die Imkerausbildung startet

Die bienenbegeisterte Bloggerin Clara von tastesheriff möchte Imkerin werden. In ihrer 6-teiligen Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke während ihrer Imkerausbildung an der Imkerschule Schleswig-Holstein.

„Mein Name ist Clara, ich lebe in Hamburg, und ich bin hier, weil ich gerne Imkerin werden möchte. Aber bevor ich mir eigene Völker anschaffe, möchte ich alles erst einmal lernen“ – so oder so ähnlich lautete mein erster Satz in der Vorstellungsrunde beim Imkerkurs. Kurz und knapp. Natürlich hätte ich weiter ausführen können: Ich würde gerne lernen, wie ich dafür sorgen kann, dass die Bienen durch den Winter kommen, wie ich es schaffe, dass mein Volk mich gerne hat und vor allem, dass das Volk gut mit seiner Königin umgeht! Ich möchte lernen, wie Honig hergestellt wird und wie ich dafür sorge, dass die Bienen nicht verhungern. Für mich stellte sich daher einfach nur die eine Frage: Wie funktioniert das eigentlich alles?
Da sitzt man nun – wieder in der Schule – mit Mitte dreißig. Aber diese Schule ist anders. Es ist die Imkerschule Schleswig-Holstein mit EINEM Klassenraum, in dem wir mit 30 Personen sitzen. Anders als früher sitzen wir hier in unserer Freizeit, weil wir alle Imker werden wollen! Die Stimmung ist gut, aber nicht locker – eher aufgeregt und gespannt. Vielleicht ist das die Grenzsituation von Erwachsenenbildung. Bisher bin ich damit eher nur online in Berührung gekommen, aber ich sauge alles auf, was wir an dem Freitag in den sechs Stunden so lernen.

Es geht um die Biene. Die Biene im Allgemeinen und im Speziellen. Und von unserem „Imkermeister“ bekommen wir spannende Einblicke und auch die ein oder andere These. Wenn ein Volk aggressiv ist, so liegt das nicht an der Züchtung, sondern am Züchter! Hui – gewagt! Aber vielleicht auch mit einem Fünkchen Wahrheit gespickt.

Was habe ich gelernt?!

  1. 80 % aller Trachtpflanzen werden von Bienen bestäubt.
  2. Ich habe einiges über die verschiedenen Bienenarten Mellifera, Carnica und Co. gelernt. Die Carnica (Kärntner Biene) ist zum Beispiel inzwischen die meist verbreitete Rasse in Deutschland und hat sanftere und stärkere Völker – übrigens ergibt eine Kreuzung der afrikanischen und europäischen Bienen die berüchtigten Killerbienen (das aber nur so am Rande).
  3. Man solle alle 3 Jahre sein Volk aufräumen – das heißt hier, die Königin (auch Mutter genannt) austauschen, denn mit der Zeit wird die Königin träge und das Volk verliert an Kraft und Energie.
  4. Die Artenvielfalt in Großstädten ist höher und das sorgt für bessere Honigerträge als in ländlichen Monokulturen.
  5. Das Imkerhandwerk wird in unterschiedlichen Ländern anders ausgelegt. Während Imker in Deutschland vor allem von den Honigerträgen leben, ist z.B. in den USA die Prämie zur Bestäubung die Einnahmequelle, und Honig ist dort kein so großes Thema.
  6. Man spricht bei einem Bienenvolk auch von einem Superorganismus, der auch der BIEN genannt wird.
  7. Das Wachs, aus dem die Waben gebaut werden, ist ein Bienenfett, das über den Unterleib der Bienen ausgeschwitzt wird.
  8. Die Drohneder Drohn – ist irgendwie eine interessante Erscheinung. Er kann nicht selbst fressen und wird in der sozialen Struktur des Bienenvolkes von den Arbeiterbienen gefüttert. Er vagabundiert herum (was übrigens ein Abwehrmechanismus ist, damit es nicht zu viel Inzucht gibt) und trifft sich mit anderen Drohnen an Drohnensammelplätzen. Sein Lebensziel ist die Begattung der Königin. Das passiert bei ca. 18 bis 28 Grad Celsius. Und – sehr traurig – am Ende des Sommers wird der Drohn aus seinem Zuhause vertrieben. Da er ja – bis auf die Begattung der Königin – keinen Nutzen hat, wird er nicht durch den Winter gebracht, und bei der sogenannten Drohnenschlacht wird ihm die Rückkehr zu seinem Staat verwehrt, und er verhungert.
  9. Die Arbeiterbiene – daher stammt vermutlich der Begriff „fleißige Biene“. Die Arbeiterin muss etliche Aufgaben erfüllen. Die Zellen putzen, Brut, Königin und Drohnen füttern, andere Bienen putzen, kranke Brut ausräumen, tote Bienen heraustragen, Honig und Pollen einlagern und konservieren, heizen und kühlen, die Feuchtigkeit im Bienenstock regulieren, Wachs schwitzen, kneten und daraus Waben bauen, Brut- und Honigzellen verdeckeln, Fugen verdichten, das Flugloch bewachen, Alarm schlagen und Feinde abwehren, Drohnen abtreiben, die Trachtquelle erkunden und mitteilen (über einen Rundtanz), Nektar, Honigtau, Pollen und Wasser sammeln, eine neue Königin aufziehen und schwärmen… Puh – ein harter Job. Und im Prinzip kann man sagen – alle machen alles. Es sind quasi kleine Tausendsassas. Nur zum engen Hofstaat der Königin gehören ältere, erfahrene Arbeiterbienen, die auch das Gelée Royale – das Nahrungsmittel der Königin – produzieren.
  10. Die Königin – hier gerät mein Weltbild aus den Fugen, denn eigentlich ist die Königin nur eine Eierlegemaschine. Klar ist sie irgendwie die Chefin, und durch ihr Königinnen-Pheromon hält sie das Volk und die Volksharmonie zusammen, aber ihre Hauptaufgabe ist das Eierlegen und das bis zu 200 Stück am Tag. Durch eine Spermablase, in der das Sperma der Drohnen in ihrem Körper lagert, findet die Befruchtung in ihrem Körper nach und nach statt.
  11. Man weiß ja, dass viele Pflanzen auch durch Hummeln bestäubt werden. Da die Hummeln aber nicht überwintern, sind es vor allem die Bienen, die im Frühjahr ihre Dienste beweisen und Obstbäume und Frühblüher bestäuben.

Natürlich haben wir auch sehr viel über den Aufbau der Waben im Bienenstock, Weiselzellen und Arbeiterinnenzellen erfahren. Ein weiterer wichtiger Part unseres ersten Unterrichtstags waren Informationen zu den Entwicklungsstadien der Biene und dem Ausschwärmen eines Bienenvolkes. Vor dem Ausschwärmen hat wohl jeder Neu-Imker Respekt und Sorge. Keiner will, dass sein Schwarm einfach abhaut. Wichtig ist aber dann zu erlernen, wie man ihn wieder einfängt.
Vor allem fühlte ich mich in alte Schulzeiten erinnert, als das Thema auf die Anatomie der Biene zu sprechen kam! Das ist alles sehr spannend, aber ich muss ehrlich zugeben, eher der Praktiker zu sein. Umso größer war daher meine Leidenschaft, als wir die Bienen in den verschiedenen Bienenstöcken im Garten der Imkerschule besuchten. Hier gab es normale Bienenstöcke, Klotzbeuten (ursprünglich ausgehöhlte Baumstämme) und die Bienenkiste. Und vor allem viele, viele Bienen waren zu bestaunen und zu beobachten. Mit dem nötigen Respekt, aber ohne Angst haben wir hier die Waben herausgenommen. Das emsige Treiben in den Bienenstöcken zeigte, dass diese Bienenvölker gesund und aktiv sind. So konnte man beim genauen Betrachten Drohnen, Arbeiterbienen und die Königin unterscheiden und vor allem in den Waben die neu entstehenden Bienen in verschiedenen Entwicklungsstadien beobachten. So langsam füllen die Bienen die Waben mit ihrem Winterfutter und bereiten sich auf die ruhigen Monate vor. Durch das gute Wetter an dem Tag war auch außerhalb der Bienenstöcke sehr viel los. Die Bienen starteten und landeten eifrig am Flugloch, und ich hätte am liebsten noch stundenlang zugeschaut!

Aber bis es in die Winterruhe geht, gibt es ja noch ein paar Termine in der Imkerschule – ich kann es kaum erwarten.

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