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Woher stammen die Honigbienen?

Honigbienen sind untrennbar mit den Blütenpflanzen als ihrer wichtigsten Nahrungsquelle verbunden. Auf welche Vorfahren gehen die Honigbienen eigentlich zurück? Wie haben die Honigbienen vor dem Aufkommen von Blütenpflanzen gelebt? Wovon haben sie sich ernährt?

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Will man die Entstehungsgeschichte von Tieren und Pflanzen rekonstruieren, ist der klassische Weg der, über Fossilien und deren Altersbestimmung. Bei Insekten ist dies eher problematisch. Am besten konserviert, findet man Insekten in Bernstein, dessen Altersbestimmung durch bestimmte Verfahren meist ohne große Probleme möglich ist. Versucht man aber einen Stammbaum der Insekten aufzustellen, wird schnell klar, dass ein Vorgehen wie bei Wirbeltieren kaum möglich ist. Bei diesen können anhand der Fossilien die Entwicklungsstadien und Veränderungen dokumentiert werden. Bei Insekten ist dies nicht umsetzbar. Es mag so scheinen, als hätten die Honigbienen schon immer so ausgesehen wie heute. Da sie aber nicht vom Himmel gefallen sein können, bleibt die spannende Frage nach ihren Wurzeln.

Hier kommt uns allerdings die moderne Molekulargenetik zur Hilfe. Mit dieser als Rüstzeug ist eine Gruppe von Evolutionsbiologen und Insektenkundlern (Sann et al. 2018) gestartet, um im Aufbau von mehr als 180 Bienen- und Wespenarten, genau 195 Gene zu erfassen. Die dabei gewonnenen Daten wurden nach Ähnlichkeiten sortiert und dann wiederum den Insekten zugeordnet, von denen das untersuchte Erbgut stammte. Dabei ergab sich ein spannendes Resultat: Die nächsten Verwandten der Bienen, also die Insekten, die die größte genetische Ähnlichkeit mit den Bienen aufwiesen, zählen zu den Grabwespen. Die dabei genetisch ähnlichsten Grabwespen haben mit Blütenpflanzen aber absolut „nichts am Hut“ – außer dass sie dort nach ihrer Beute jagen. Sie haben es auf winzige Thripse („Gewitterfliegen“) abgesehen, die wiederum von Pollen leben und von den Grabwespen an die Brut verfüttert werden.

Folgendes Entwicklungsszenario leiten die Forscher aus diesen Ergebnissen ab: Die Grabwespen haben mit den Thripsen Pollen in die Brutkammern getragen und dort eingelagert, so dass ihre Larven auch Pollen zu sich nehmen konnten. Dieses Mischangebot brachte eine allmähliche Ernährungsumstellung – weg von Beuteinsekten hin zu reiner Pollennahrung und machte es dadurch den Wespen erheblich einfacher, ihre Larven zu versorgen. Denn: Die Beschaffung von Blütenpollen ist deutlich weniger aufwändig, als die Jagd nach Beutetieren. Das Tor zur Ko-Evolution, sprich zur gegenseitigen Anpassung von Bienen und Blütenpflanzen, war somit vor etwa 100 Millionen Jahren geöffnet.

Literatur:

Manuela Sann, Oliver Niehuis, Ralph S. Peters et al.: Phylogenomic analysis of Apoidea sheds new light on the sister group of bees, BMC Evolutionary Biology, 2018, doi: 10.1186/s12862-018-1155-8

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