wave

Filtere deine Suche

Honigwabe der Apis Cerana

Wie reagieren Honigbienen auf natürliche Gifte?

Von Menschen werden vielerlei Gifte, vor allem jene der sogenannten Agro-Chemikalien, in die Umwelt gebracht. Die Auswirkungen dieser Tatsache auf Honigbienen werden intensiv untersucht, auch wenn noch nicht alle Details abschließend bewertbar sind. Wie aber reagieren Honigbienen auf Gifte, die natürlicherweise im Nektar vorkommen? Gibt es überhaupt giftige Nektare?

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Diesen Fragen sind wir in China nachgegangen. Dort wächst Wilfords Dreiflügelfrucht (Tripterygium hypoglaucum), ein sogenannter Halbstrauch, der im Mittel 5 Meter hoch wird. Dessen Blütenstände haben sehr entfernte Ähnlichkeit mit denen des Flieders. In seinem Nektar sind natürlicherweise eine Reihe giftiger Substanzen enthalten. Eine günstige Ausgangslage, um sich als Bienenforscher mit der Frage zu befassen, wie Bienen mit natürlichen Giften umgehen. Pflanzen schützen sich durch Gifte gegen Fressfeinde. Aber welche Folgen haben diese Gifte für bestäubende Insekten, die eigentlichen Partner der Pflanzen?

Die Kommunikation im Bienenvolk ist wie immer elementar

Ein chinesisch-deutsch-australisches Team hat dazu untersucht, ob die asiatische Honigbiene Apis cerana diese Blüten überhaupt besucht und welche Auswirkungen der Gifte auf das Verhalten der Bienen beobachtet werden können.
Im Superorganismus Bienenvolk finden wir Mechanismen, mit denen die Bienen den Sammeleifer der Kolonie regeln können, sei es nun rauf oder runter. Rauf bedeutet in diesem Fall: Erfolgreiche Sammelbienen können im Stock Schwänzeltänze aufführen, mit denen Sammelbienen auf die Suche nach der Nahrungsquelle ausgeschickt werden. Runter bedeutet hingegen: Sammelbienen haben auch die Möglichkeit, den Sammeleifer ihrer Nestgenossinnen im Stock zu bremsen, indem sie sogenannte Zittertänze aufführen. Als Folge verlassen die Nachtänzerinnen dann deutlich seltener den Bienenstock (Seeley 1992).

Honigbienen wägen die Situation flexibel ab

Die asiatischen Honigbienen bleiben dem giftigen Nektar der Dreiflügelfrucht keineswegs fern. Ihre Verhaltensreaktionen auf den Konsum dieses Nektars richten sich vor allem danach, ob es Alternativen zum giftigen Nektar im Sammelgebiet des Bienenvolkes gibt. Stehen überwiegend Dreiflügelfrucht-Sträucher zur Verfügung, zeigen die Sammlerinnen im Stock für diese Ziele Schwänzeltänze. Diese sehen allerdings recht ungewöhnlich aus, da sie leichte Anklänge an Zittertänze aufweisen. Stehen dem Bienenvolk aber mit Nektar gut gefüllte alternative Blüten zur Verfügung, zeigen die mit giftigem Nektar heimkehrenden Sammelbienen eine abnehmende Motivation, um Schwänzeltänze aufzuführen. Dafür nimmt deren Anzahl der Zittertänze zu. Sie tendieren also dann eher zu Abschreckung als dazu, weitere Sammelbienen zum Eintrag des Gift-Nektars zu animieren.

Dieses flexible Verhalten nützt der Kolonie in jedem Fall: Es schützt vor dem Eintrag allzu großer Mengen an giftigem Nektar, wenn auch ungiftiger Nektar eingetragen werden kann. Dennoch animiert es dazu, diesen Nektar doch zur Honigerzeugung einzulagern, wenn es dazu keine Alternativen gibt und ohne diesen Nektar das Volk verhungern würde.

Die spannende Frage, welche Auswirkungen der Verzehr von Honig aus giftigem Nektar auf die Bienen hat, bleibt zu beantworten.

Literatur:

Seeley, T.: The tremble dance of the honey bee: message and meanings. Behavioral Ecology and Sociobiology 31, 375-383, 1992.

Ken Tan, Zhengwei Wang, Mingxian Yang, Stefan Fuchs, Linjuan Luo, Zuyun Zhang, Hua li, Di Zhuang, Shuang Yang, Juergen Tautz, Madeleine Beekman, Benjamin P. Oldroyd: Asian hive bees, Apis cerana, modulate dance communication in response
to nectar toxicity and demand. Animal Behaviour 84, 1281-1602, 2012.

Bildquelle: HOBOS Team

Abonnieren Sie unseren Newsletter

*Pflichtfeld

Schreibe einen neuen Kommentar

Bisher gibt es keine Kommentare.

Bisher hat noch niemand einen Kommentar verfasst - Schreibe den ersten Kommentar