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Bienen füttern sich gegenseitig

Die Tankstellenbienen im Brutnest

Ein Eckpfeiler des Zusammenlebens der Honigbienen ist die Weitergabe von flüssiger Nahrung von Mund zu Mund. Über diese sogenannte Trophallaxis wird nicht nur Nahrung weitergegeben, der Strom dient auch der Verbreitung von wichtigen Botenstoffen wie dem Königinnen-Pheromon.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Im Brutnest kommt der Trophallaxis eine ganz besondere Bedeutung zu, denn dort liegt das Zentrum der Heizaktivität eines Bienenstocks. Demzufolge sind hier der Energieeinsatz und damit auch der Verbrauch von Honig, am höchsten. Die Heizleistung einer Heizerbiene ist begrenzt durch den in ihrem Körper zur Verfügung stehenden Zuckergehalt. Der Zucker stellt die Energie bereit, die dann durch die Vibration der Flugmuskulatur in Wärme umgewandelt wird. Selbst bei optimaler Ausgangslage sind die Heizerbienen nach längstens 30 Minuten komplett erschöpft. Eine Fortsetzung der extrem energieaufwändigen Heiztätigkeit ist nur möglich, wenn die erschöpften Energiereserven in Form von Honig aufgefüllt werden. Dies kann dadurch geschehen, dass sich die Heizerbiene in den Honigspeicher des Bienenvolkes bewegt und dort nachtankt.

Eine sehr viel elegantere und in die Regulationsprozesse des Bienenvolkes eingebettete Methode, lässt sich durch ein sorgfältiges Studium der Trophallaxisvorgänge im Brutnest entdecken.

Werden Bienen über eine Markierung unterscheidbar gemacht, das Verhalten registriert und die Körpertemperatur mittels Thermovision bestimmt, so lässt sich Erstaunliches beobachten:

Die Spenderbienen (Tankstellenbienen) zeigen eine hohe Tendenz zwischen dem Brutnest und den Honigvorräten hin- und herzupendeln. Dort nehmen sie Honig auf und begeben sich mit gut gefüllten Honigmagen zurück in den Brutbereich. Die Bienen, die sie dort füttern, sind zum allergrößten Teil Heizerbienen, die nachgetankt werden müssen. Im dunklen Stock machen sich die Tankstellenbienen auf den Brutwaben auf die Suche nach Wärmequellen, sprich Heizerbienen, die noch Restwärme ausstrahlen. Haben sich Spender und Empfänger auf diese Weise gefunden, wird das Fütterverhalten durch Antennenberührungen seitens der nahrungssuchenden Empfängerbiene ausgelöst. In nur 20 Minuten schaffen die Tankstellenbienen dabei bis zu sechs Versorgungsläufe, auf denen sie bis zu 30 Heizerbienen nachtanken können. Das gezeigte Verhalten rechtfertigt es, die Tankstellenbienen als eine weitere „Berufsgruppe“ im Bienenvolk aufzufassen.

Die Einbindung von Tankstellenbienen in den Energiefluss von den Honigvorräten im Bienenstock, bis zur Wärmeerzeugung durch die Heizerbienen im Brutnest, ist ein wichtiger Baustein in der ökonomischen Organisation und der Ressourcenverteilung im Bienenvolk.

Literatur:

Basile, R. et al: Trophallactic activities in the honeybee brood nest – Heaters get supplied with high performance fuel. ZOOLOGY 111, 433–441, 2008.

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