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Menschliche Bienen durch Mao

Menschliche Bienen in China

Dem Ausspruch "Fleißig wie die Bienen!" kommt in China eine ganz neue Bedeutung zu: Im Reich der Mitte schwärmen nicht Insekten, sondern Menschen in Richtung Obstplantagen aus und bestäuben dort die Blüten per Hand.

China befriedigt den nationalen Bedarf nach Obst und Gemüse nahezu ausschließlich über den Anbau im eigenen Land. Bei mehr als 1,3 Milliarden Menschen ist der Bedarf an Lebensmitteln entsprechend groß. Hauptverantwortlich für gute Ernten ist die Bestäubungsleistung sog. Bestäuberinsekten. Unter allen Bestäubern spielt die Honigbiene dabei die größte ökologische Rolle.

Menschliche Bestäuber

Umso erstaunlicher ist es, dass in der chinesischen Region Sichuan nicht Insekten, sondern Scharen von menschlichen Arbeitern mit Pollen im Gepäck ausschwärmen und die Apfel- und Birnenblüten per Hand bestäuben. Dafür gibt es zwei Gründe.

Zum einen wurden jahrelang so viele Pestizide auf den Obstplantagen eingesetzt, dass die meisten Imker ihre Bienenvölker nicht mehr zu den Plantagen schicken mögen – denn es besteht die Gefahr, dass die Bienen aufgrund der Pestizide sterben.

Zum anderen wurden auf vielen Feldern selbststerile Apfelbäume gepflanzt, die eine weitere Apfelsorte für die Kreuzbestäubung benötigen. Diese zweite Sorte pflanzen die Bauern jedoch aus Platzgründen nicht. Und ohne Kreuzbestäuber können selbst die fleißigsten Bienen die selbststerilen Bäume nicht bestäuben. Aus diesem Grund werden in Sichuan viele Blüten von Menschen bestäubt. Aber wie funktioniert die Handbestäubung genau?

Mensch versus Biene

Für die Handbestäubung benötigt jeder menschliche Arbeiter in etwa ein Kilogramm frische Blüten – und das täglich. Die werden in teils schwindelerregender Höhe gesammelt und anschließend in einem aufwendigen Prozess, ebenfalls via Handarbeit, von ihren Pollen befreit. Sind Menschen etwa die besseren Bienen? Wohl kaum. Ein Gramm Pollen benötigt jede menschliche Biene, um einen Baum zu bestäuben. Am Tag schafft jeder Arbeiter, etwa dreißig Obstbäume auf den Plantagen zu bestäuben. Zum Vergleich: Ein Bienenvolk kann pro Tag bis zu 300 Millionen Blüten bestäuben – ein beachtlicher Unterschied. Für dieselbe Arbeitsleistung bräuchte man mehr als 1500 Menschen.

Mao Zedong und die „Ausrottung der Plagen“

Aber wie konnte es überhaupt so weit kommen? Im wichtigsten Obstanbaugebiet Chinas, in Sichuan, herrscht Stille. Seit 25 Jahren fliegt hier kein Vogel mehr, keine Biene summt. Seinen Ursprung findet dieses Unglück in der Zeit Mao Zedongs: Sein Glaube an den wissenschaftlichen Sozialismus und den Fortschritt führte zu einer Naturkatastrophe. 1958 beorderte er seine 600 Millionen Untertanen zunächst in einen Krieg gegen die Spatzen. Laut Maos Berechnungen stelle der Piepmatz eine große Bedrohung für die Getreideversorgung des Landes dar, da er das Saatgut aus den Ackerfrüchten fressen und damit Ernteeinbußen verursachen würde.

Also sollte der Spatz weichen und so zielten die Menschen mit Steinschleudern und Gewehren auf die Vögel und fuchtelten mit Fahnen und Töpfen so lange umher, bis die Spatzen erschöpft vom Himmel fielen, weil sie keinen Landeplatz mehr finden konnten.

Erst starben die Spatzen, dann die Bienen

Hunderte Millionen toter Tiere wurden infolgedessen buchstäblich zusammengekehrt. Maos “Plage” war beseitigt. Doch der Tod der Spatzen hatte schlimme Folgen, denn was Mao nicht kalkuliert hatte: Insekten, die zuvor von den Vögeln aufgepickt wurden, vernichteten nun die Ernte, die er eigentlich zu schützen gedachte. Jetzt musste also die Chemie Abhilfe schaffen: Massenweise wurden Pestizide auf die Felder ausgefahren, um die Ernte von Maden, Heuschrecken und Würmern zu befreien. Der Chemie fielen schließlich auch viele Bienen zum Opfer – mit den Folgen kämpfen die Chinesen bis heute.

Die dramatischen Folgen des Bienensterbens

Glücklicherweise hat sich die Bienenpopulation in China in den letzten Jahren allgemein wieder erholt. Denn ohne Bienen steht die Landwirtschaft vor großen Herausforderungen. Viele Grundnahrungsmittel wie Getreide, Reis und Kartoffeln wachsen zwar auch ohne Insekten. Doch von etwa 100 Kulturpflanzen, die sagenhafte 90 Prozent der globalen Nahrungsmittelproduktion decken, werden 71 von Bienen bestäubt. Ohne die fleißigen Insekten als Bestäuber würde es vor allem an Obst und Gemüse fehlen, denn ohne Bestäubung wachsen die Früchte entweder gar nicht, oder sie werden kleiner.

Damit es nicht so weit kommt, kann jeder Einzelne etwas zum Schutz der Bienen beitragen. Ein Balkonkasten mit bienenfreundlichen Pflanzen ist bereits ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der Bienen. Denn: Du brauchst DIE BIENE braucht dich.

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