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Honigbienen mit Chip an Wassertränke

Kurzes oder langes Leben – der BIEN beeinflusst dies entscheidend schon vor der Geburt der Honigbienen

Jede Biene beginnt ihr Leben als Embryo in einem Ei. Es schlüpft die Larve, die sich später verpuppt. Am Ende dieses Entwicklungsweges steht die erwachsene Honigbiene.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Die Lebensspanne der drei Bienenwesen entspricht deren Rolle im Superorganismus Bienenvolk. Eine Königin lebt als „roter Faden“ eines Volkes bis zu vier oder gar fünf Jahre, ein Drohn während der Paarungszeit der Bienen nur für einige Wochen. Die Sammelbienen weisen je nach Rolle – Sommer- oder Winterbiene – zwei erheblich abweichende Lebensspannen auf: Einen für die Sommerbienen und einen für die Winterbienen. Das Erwachsenenleben der Sommerbienen ist im Schnitt nach etwa 4 Wochen beendet (im Extremfall nach 10 Wochen, siehe Abb. 3), die Winterbienen können bis zu 7 Monate und länger leben.

Du bist was du isst – das gilt auch für Bienen

Königin und Arbeitsbienen werden erst durch die Lebensumstände zu dem, was sie sind. Es sind die Bedingungen, unter denen sie sich entwickeln, die sie zu fertilen Königinnen oder sterilen Weibchen machen. Man spricht von EPIGENETIK, wenn wie in diesen hier geschilderten Fällen, nicht das Erbgut, sondern die Umwelt die Weichen für die Entwicklung stellt. Ob sie fertil oder steril werden, das entscheidet das Futter während der Larvenphase (der Imker spricht von Gelée royale, funktionell ist es die sogenannte Schwesternmilch).

Abb. 1: Eine Uralt-Biene (Flügel defekt) kurz vor ihrem natürlichen Tod. Foto: Helga R. Heilmann, HOBOS-Team

Sommerbiene oder Winterbiene – die Temperatur entscheidet

Die Temperaturbedingungen in der Puppenentwicklung von Arbeitsbienen beeinflussen die Entwicklung hin zur Sommer- oder Winterbiene stark. Wie das Futter für die Larven entscheidend für den Weg in Richtung Königin oder Arbeiterin ist, so bestimmt der BIEN auch den Weg der künftigen Stockgenossinnen, und zwar durch die Temperatur im Brutnest. Die Bienen „backen“ sich unterschiedliche Eigenschaften ihrer Nachkommen. Sommer- und Winterbienen unterscheiden sich in vielen Eigenschaften, deren Ausprägung schon durch geringe Unterschiede in der Temperatur der Puppen beeinflussbar ist. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit hat Fiola Bock (2005) im HOBOS-Team untersucht, wie sich gering unterschiedliche Temperaturen, bei denen sich Bienenpuppen in Wärmeschränken entwickelt haben, unter anderem auch auf die Lebensspanne auswirken. Die Lebensspanne wurde bestimmt als die Zeitspanne zwischen dem Schlüpfen der erwachsenen Bienen aus den Puppenzellen und dem letzten beobachteten Sammelflug. Die Sammelflüge wurden automatisch am Stockeingang registriert, indem den Bienen zum Zeitpunkt ihrer Geburt RFID-Chips (weltweit erstmals bei Insekten eingesetzt im HOBOS-Team – S. Streit et al. 2003) aufgesetzt wurden (Abb. 2). Unter den Versuchsbedingungen entstanden kurzlebige „Sommerbienen“ bei geringfügig höherer Brutnesttemperatur, die langlebigen „Winterbienen“ bei entsprechend niedrigeren Temperaturen (Abb. 3).
Schöner lässt sich der potenzielle Einfluss des BIEN auf die Eigenschaften seiner Mitglieder kaum zeigen.

Abb. 2: Sammelbienen, denen zum Zeitpunkt ihrer Geburt RFID-Chips aufgesetzt wurden. So kann registriert werden, wann die Bienen den Stock verlassen und wann sie zurückkehren. Foto: Ch. Schneider, HOBOS-Team

Abb. 3: Sommer- und Winterbienen wurden im Brutschrank künstlich erzeugt, indem die „Sommerbienen“ bei einer Brutnesttemperatur von 36 Grad Celsius und die „Winterbienen“ bei 34,5 Grad Celsius aufgezogen wurden. Dargestellt ist die Ausflugaktivität (Anzahl der Ausflüge pro Tag) je einer Biene. Beide sind zeitgleich ins Leben gestartet, die „Sommerbiene“ war von Mitte August bis Ende Oktober aktiv, die „Winterbiene“ zeigte sich mit einer sehr langen Flugpause von Mitte August bis Ende März des Folgejahres.

Streit,S., Bock,F., Pirk,Chr. & J.Tautz: Automatic Life-long monitoring of individual insect behaviour now possible. Zoology 169, 169-171, 2003.

F.Bock „Untersuchungen zu natürlicher und manipulierter Aufzucht von Apis melifera: Morphologie, Kognition und Verhalten“. Dissertation Universität Würzburg 2005.

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