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Kommunikation bei Honigbienen

Kommunikation bei Honigbienen – der Wabenbau und Bienentanz

Jede einzelne Biene handelt ständig so, dass es für die Kolonie insgesamt von Vorteil ist. Die Mechanismen dafür haben sich im Laufe der Evolution aus der Konkurrenz der Kolonien untereinander herausgebildet. In dieser Kolumne inklusive Video-Vortrag bekommen Sie tiefere Einblicke in die Kommunikation der Honigbienen beim Wabenbau sowie bei der Rekrutierung.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Um ein bestimmtes angeborenes oder erlerntes Verhalten auszulösen, müssen zwei Faktoren erfüllt sein: Die Biene muss für ein bestimmtes Verhalten motiviert sein (innere Faktoren), und es müssen in der Umwelt Reize auftreten und wahrgenommen werden (äußere Faktoren), die das Verhalten auslösen und steuern. Solche Reize sind entweder „Zeichen“, wie zum Beispiel eine zu niedrige Brutnesttemperatur, die Heizerbienen aktiviert.
Oder es handelt sich um Kommunikationssignale, die zwischen Bienen ausgetauscht werden.


Der gemeinschaftliche Wabenbau im Nest und die Rekrutierung von Koloniemitgliedern zu Zielen draußen im Feld sind Verhaltensweisen der Honigbienen, bei denen sowohl Zeichen als auch Signale wichtige Rollen spielen.
In unserem bisherigen Wissen und Vorstellungen zum Wabenbau tauchen Kommunikationssignale zwischen Bienen bisher nicht auf.
Zur Futterplatzrekrutierung stellt man sich vor, dass die Bienentänze im dunklen Stock („Tanzsprache“) die Informationen liefern, nach der Neulinge selbstständig ein Ziel anfliegen können.


Video-Vortrag zur Kommunikation bei Honigbienen


__Das folgende Video zeigt einen weiterführenden Vortrag (gehalten online zum Biokreis-Imkertag am
20. November 2021) zum Wabenbau und Bienentanz, in dem altes Wissen und neue Blickwinkel vorgestellt werden und an dessen Ende auch offenbar wird, wie vieles wir über das Innenleben eines Bienenvolkes noch nicht wissen.__

Neue Erkenntnisse beim Wabenbau


Der Wabenbau ruht auf den Tätigkeiten Wachsproduktion, Einsatz der Wachsschuppen zur Anlage der zunächst runden Zellen und Erwärmen des Wachses durch Heizerbienen. Dieser letzte Schritt, ausgeführt während der Verlängerung der zunächst zylindrisch runden Zellen, bringt das Wachs derart ins Fließen, dass als Resultat die exakt sechseckigen Zellen mit ihren glatten Seitenwänden und die drei Rhomben, die den Boden bilden, entstehen. Diese Verhaltensschritte laufen ab, indem jede der beteiligten Bienen auf Reize reagiert, die sie an der Baustelle aufnimmt. Neu ist nun die Beobachtung, dass höchstwahrscheinlich auch eine Kommunikation zwischen den Bienen im Wabenbau eine Rolle spielt. Es kommt häufig vor, dass der Bau einer Wabe zunächst an mehreren Stellen der Unterlage (Rähmchen beim Imker, Höhlendach in einer Baumhöhle) beginnt und diese Abschnitte dann aufeinander zuwandern. Dabei haben Thermovisionsaufnahmen ergeben, dass die Tätigkeit an diesen Baustellen, die zunächst nicht miteinander zusammenhängen, absolut synchron erfolgen: Entweder werden an allen Baustellen Zellen gebaut und erwärmt, oder die Arbeit ruht ebenfalls zeitgleich an allen Baustellen. Es ist vollkommen unbekannt, was die Grundlage für diese Synchronisation zwischen den einzelnen Bautrupps im Wabenbau ist.

Rekrutierung bei Honigbienen

Die Rekrutierung zu Zielen im Feld betrifft entweder einen kompletten Bienenschwarm, der zu einer neu entdeckten Wohnmöglichkeit, oder Sammelbienen, die zu einer neu entdeckten Futterquelle gebracht werden soll.
Zur Tanzsprache der Bienen gibt es auf dem Online-Wissenschaftsportal Spektrum.de hier auch eine Schilderung, die wie folgt lautet: „Bienensprache, Kommunikationssystem der Honigbiene (Apis mellifera), durch das erfolgreiche Sammelbienen die Information über Richtung, Entfernung und Ergiebigkeit einer Futterquelle an andere Sammlerinnen weitergeben“.
Eingebunden ist dabei die Vorstellung, dass Bienenneulinge aufgrund dieser Information ein Ziel aufsuchen können.
Im Video-Vortrag wird herausgearbeitet, dass die Futterplatzrekrutierung deutlich komplexer abläuft. Es handelt sich dabei um ein „Mini-Schwarmverhalten“, bei dem alle Verhaltensbausteine der Schwarmrekrutierung auftauchen. Mit dem Bienentanz im dunklen Stock beginnt eine lückenlose Kommunikation von Zeichen und Signalen, mit denen Rekruten zum beworbenen Ziel gebracht werden. In einem neuen Dreistufenmodell lassen sich bisherige Beobachtungen zusammenfassen, auch solche, die zunächst als unvereinbar betrachtet wurden. Auch kann auf Hilfshypothesen verzichtet werden, ohne die das klassische Modell nicht auskommen kann.

Literatur:
Tautz, J.: Die Sprache der Bienen. Knesebeck Verlag, München, 2021.
Tautz, J. & D. Steen: Die Honigfabrik. Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, 2017.

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