Bienenflügel – Unter der Lupe betrachtet
Die durchscheinenden Flügel der Bienen wirken sehr fragil. Doch die zarten Flughilfen sind sehr stabil, dafür sorgen die Rippen und Stege, die auf den ersten Blick wie Adern aussehen und die Flügel versteifen. Das Adermuster ist dabei bei allen Bienen gleich. Und auch den Bienen sieht man ihr Alter an: alte Bienen haben ausgefranste Flügelränder. Betrachtet man die Biene mit bloßem Auge im Flug, sieht man pro Körperseite bestenfalls einen Flügel schlagen. Bienen sind aber Zweiflügler, besitzt also auf jeder Seite Vorder- und Hinterflügel. Diese verhaken sich beim Flug mittels kleiner Häkchen ineinander und wirken als Einheit wie ein Flügel. Starke Flugmuskeln auf der Brust der Biene sorgen dafür, dass die Flügel bewegt werden können.
Wenn Bienen fliegen
Die Flügel der Bienen schlagen im Flug rund 250 Mal pro Sekunde. Für das menschliche Auge ist dies nicht erfassbar, sondern nur mittels Zeitlupen-Aufnahmen moderner Kameras beobachtbar. Wir nehmen die dabei entstehende Luftbewegung aber akustisch als Brummen wahr. Honigbienen können ganz schön Gas geben: ihre maximale Fluggeschwindigkeit beträgt ca. 30 km/h und die Bienen entfernen sich im Flug auch schon mal bis zu 10 km vom Bienenstock weg. Was viele vielleicht nicht wissen: Bienen können – meist wenn sie Blüten umfliegen – auch rückwärts fliegen.
Flügel sind nicht nur zum Fliegen da
Die Natur hat dafür gesorgt, dass die Bienenflügel richtig multifunktional sind. Honigbienen nutzen ihre Flügel nicht nur zum Fliegen, sie können mit ihrer Flugmuskulatur auch ihren Bienenstock temperieren.
Fällt die Temperatur im Stock im Winter auf unter 10 Grad Celsius, erzeugen die Bienen mit ihren Flügeln Wärme. Dazu läuft ihre Flugmuskulatur auf Hochtouren: Durch ein konstantes Zittern mit der Muskulatur können sie den Stock sogar bis auf über 35 Grad erhitzen. Dabei klinken sie die Flügel sprichwörtlich aus, damit sie nicht abheben und schützen sich und ihre Brut so vor den kalten Temperaturen.
Im Sommer fungieren die Bienenflügel dann praktischerweise auch als „Klimaanlage“. Steigt die Temperatur im Stock über 35 Grad Celsius, erzeugen die sogenannten „Ventilatorbienen“ die am Stockeingang schwirren mit ihren Flügeln einen Luftstrom. Dieser zieht die warme Luft aus dem Stock hinaus, so wird verhindert, dass die Wachswaben schmelzen. Für die richtige Luftfeuchtigkeit holen sie sich dabei aus Pfützen und Gewässern Wassertropfen in den Stock, die dann im Luftzug verdunsten. Denn die richtige Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Bienenstock sind ganz entscheidend für die Brut.
Unsere fleißigen Bienen! Sie erschaffen ihren Lebensraum selbst und sorgen stetig dafür, dass er auch erhalten bleibt und reibungslos funktioniert. Ihre Flügel helfen ihnen dabei in entscheidender Weise und sind, wie auch ihr restlicher Organismus, ein kleines Wunder der Natur.
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