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Königin im Käfig

Bienenhelfer-Kolumne – Teil 4: Die Königinnenzucht

Die bienenbegeisterte Bloggerin Clara von tastesheriff möchte Imkerin werden. In ihrer sechsteiligen Kolumne berichtet sie über ihre Erfahrungen und Eindrücke während ihrer Imkerausbildung an der Imkerschule Schleswig-Holstein.

Die Königin ist der Chef des Bienenstocks und lebt bis zu fünf Jahre. Je schwächer die Königin ist, desto schwächer ist auch das Volk. Sobald die Königin alt wird und an Stärke verliert, kommt es im Volk zu Veränderungen. Entweder wird das Volk schwächer, ist nicht mehr so aktiv, nicht mehr so groß, trägt nicht mehr so viel Honig ein oder es kommt in Schwarmstimmung. Das bedeutet, dass eine Ersatzkönigin herangezogen wird. Während sich diese im Larvenstadium befindet, schwärmt die alte Königin mit einem Teil des Volkes aus. Meist sammelt sich der Schwarm in der nahen Umgebung an einem Baum oder Busch und muss dann eingefangen werden, denn ohne einen Imker sind Honigbienen nicht überlebensfähig. Dies passiert meist im Mai bis Juni, da das Bienenvolk zu dieser Zeit stark und agil ist.

Ich gebe ehrlich zu – ich hatte vor ein paar Monaten keine Ahnung wie eine Königin entsteht. Ich vermutete, dass ein ganz besonderes Ei, eine besondere Befruchtung oder Ähnliches dahinterstehen muss. Aber entgegen meiner ursprünglichen Annahme, wird auch eine Königin von der Bienenkönigin auf ganz normalem Wege erzeugt. Also ein normales befruchtetes Ei in eine Zelle abgelegt – das nennt man „gestiftet“.
Durch das Königinnenfutter (Gelée Royale) und das Heranwachsen in speziellen Zellen, den sogenannten Weiselzellen, entsteht hier erst eine Königinnenlarve und dann eine Königin. Die Entwicklungszeit ist sehr viel kürzer, als die einer Arbeiterbiene oder eines Drohnen. So schlüpft eine Königin nach 16 Tagen, während die Arbeiterbiene 21 Tage und der Drohn 24 Tage für die Entwicklung benötigen.

Bienenkönigin mit Markierung
Durch eine Markierung findet man die Bienenkönigin leichter.

Eine neue Königin zieht ein

Ist ein Volk weisellos, das bedeutet ohne eine Königin, oder ist die derzeitige Königin schwach, gibt es verschiedene Wege, an eine neue Königin zu gelangen. So kann man Königinnen kaufen (diese werden sogar in gepolsterten Briefumschlägen in kleinen Kunststoffkisten verschickt) – oder man züchtet sie selbst.
Wichtig beim Kauf einer Königin ist, laut unseres Lehrers, der regionale Kauf, denn die Völker sind je nach Wohnort auf Frühtracht, Sommertracht oder Spättracht spezialisiert, und eine Königin aus Neuseeland könnte das ganze Volk durcheinanderbringen. Am besten ist es – wie bei vielen anderen Dingen auch-, die Königin bei dem Imker seines Vertrauens zu kaufen. So schleppt man keine Krankheiten ein und kann darauf achten, eine friedliche Königin zu erwerben.
Etwa 9 Tage bevor die neue Königin eintrifft, wird die alte Königin aus dem Volk entfernt und alle Weiselzellen zerstört. So sollte beim Einsetzen der neuen Königin nicht mehr viel schiefgehen!

Möchte man die neue Königin selbst ziehen, so stehen verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl.
Die erste Möglichkeit ist es, die Bienen sich ein wenig selbst zu überlassen. Sobald sie in Schwarmstimmung kommen, ziehen sie, wie oben beschrieben, ganz von alleine eine neue Königin heran.
Voraussetzung für die zweite Möglichkeit, eine Königin zu ziehen, ist ein starkes Volk. Bei dieser Methode werden immer wieder einzelne Rähmchen aus der Beute genommen und in einen extra Kasten gesetzt. Diese Bienen haben nun keine Königin – sind also weisellos und ziehen sich daraufhin eine eigene Königin. Wenn man genug Ableger aus den alten Bienenstöcken entnehmen kann, entsteht hier in kürzester Zeit ein neues starkes Volk.

Königin im Käfig
Eine neue Königin zieht ein

Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, eine neue Königin zu züchten. Die Zucht im weisellosen Volk und die Zucht im weiselrichtigen Volk. Diese erfordern jedoch einiges an Fingerspitzengefühl.
Bei beiden Varianten werden im ersten Schritt die Stifte aus den Ursprungszellen, mit einem spitzen Hilfsmittel, entfernt und in Zuchtstopfen und Weiselnäpfe auf einen Zuchtrahmen gesetzt. Hier sind meist 20 Zuchtelemente vorgesehen. Auf diese Zuchtstopfen wird nach 9 Tagen ein Käfig gesetzt. Man spricht hier vom Verschulen. Die Königinnen können so unabhängig voneinander schlüpfen, und es kommt zu keiner Königinnentötung. Die Fütterung der Königinnenlarve erfolgt in den ersten 9 Tagen durch das Pflegevolk. Nach dem Schlüpfen ist etwas Königinnenfutter im „Käfig“ vorbereitet, sodass sich die Königin in Ruhe satt futtern kann.
Nun wird zwischen dem weisellosen und dem weiselrichtigen Volk unterschieden. In einem weiselrichtigen Volk, erfolgt die Vorzucht erst in einem separaten Kasten. Anschließend werden die Zuchtwaben in den Bienenstock gegeben – jedoch auf einer anderen Ebene als die ursprüngliche Königin – getrennt durch ein Absperrgitter. Bei einem weisellosen Volk kann auf das Absperrgitter verzichtet werden, denn es ist keine alte Königin in der Beute vorhanden.

Königinnenzucht kann sehr komplex sein und ist das Spezialgebiet einiger Imker! Es war ein super spannender Tag. Die Leidenschaft, mit welcher der Dozent seine Königinzucht betreibt, war geradezu ansteckend. Ich freue mich schon auf den Kurs Ende dieser Woche und bin gespannt, wovon ich in meiner nächsten Kolumne berichten kann.

Die Bloggerin Clara von tastesheriff berichtet für bee careful von ihrer Ausbildung zur Imkerin. Zum fünften Teil ihrer Bienenhelfer-Kolumne geht es hier: Schutz des Bienenvolks vor Erkrankungen

Den dritten Teil verpasst? Dann hier klicken:” Das Imkern im Jahresverlauf

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