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Eine ruft und alle antworten – Chorgesang bei Zwerghonigbienen

Der Bienenexperte Prof. Dr. Tautz berichtet jeden Monat exklusiv auf der bee careful-Plattform über ein aktuelles Thema aus der Bienenwelt. Heute widmet sich der Kooperationspartner von bee careful einem im Reich der Staaten bildenden Insekten einmaligen Phänomen.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Die Waben der Bienen haben neben vielen weiteren Funktionen auch die Aufgabe, mechanische Kommunikationssignale in Form von Schwingungen weiterzuleiten. Ein ganz außergewöhnliches und im Reich der Staaten bildenden Insekten einmaliges Phänomen haben wir bereits vor Jahren bei der indischen Zwerghonigbiene Apis florea entdeckt. Diese kleine Bienenart baut im Freien eine einzige Wabe, die in der Regel an einem Ast befestigt ist. Als wir an dieser Wabe winzige Spezialmikrofone befestigt hatten, bekamen wir Interessantes zu hören. Dieses Video gibt wieder, was sich akustisch in der Wabe abspielte:

Was steckt hinter den ungewöhnlichen Lauten der Zwerghonigbienen?

Die Wabe der Zwerghonigbienen birgt Ressourcen in Form von Bienenlarven und Honig, die als Nahrung für so manche Vogelart interessant sind. Die Abwehr derart übermächtiger Feinde erfordert ein koordiniertes Vorgehen der Mitglieder einer Kolonie. Zur Verteidigung der Wabe hat sich bei den Zwerghonigbienen deshalb eine einmalige Verständigungsform entwickelt.
Entdeckt eine heimkehrende Sammelbiene einen Vogel, der in der Nähe des Nestes auf eine Angriffsmöglichkeit wartet, landet diese Biene ganz oben auf der Wabe, presst ihren Körper an die Wabe und lässt einen „Pieplaut“ los. Dieser Laut breitet sich schlagartig als Schwingung über die Wabe aus und erreicht sämtliche Bienen der Kolonie. Bereits nach wenigen solchen Pieplauten antwortet die gesamte Kolonie auf jedes Piepen mit einem Zischen. Eine derartige Verständigung zwischen einem Rufer einerseits und der gesamten Kolonie andererseits ist einmalig. Ein „Broadcasting“ im wahrsten Sinne des Wortes!

Ein Appell zur Warnung der Kolonie

Diese Art der Verständigung bei drohenden Gefahren wird übrigens auch verwendet, wenn sich ein Mensch dem Nest nähert. Als Resultat dieses Wechselgesanges stellt die Kolonie sofort sämtliche Sammelflüge ein – keine Biene verlässt mehr die Wabe. So warten alle in „Habachtstellung“ ab, was als nächstes passieren wird. Im Falle eines Angriffs durch einen starken Feind wie beispielsweise einen beutehungrigen Vogel stehen auf diese Weise viele Giftstachel zur Gegenwehr bereit.

Abb. 1: Kolonie der asiatischen Zwerghonigbiene Apis florea. Die Bienen bedecken die komplette Wabe, die an einem Ast befestigt ist, wie ein lebendiger Mantel. Der akustische Wechselgesang der Bienen ließ sich nicht mit einem einfachen Mikrofon über dem Nest entdecken. Winzige Spezialmikrofone mussten dafür an der Wabe befestigt werden.
Abb. 2: Das Sonagramm der Alarmkommunikation der Zwerghonigbienen. Im ersten Teil, als Streifenmuster zu sehen, ist der Pieplaut der Sammelbiene, welche die nahende Gefahr entdeckt hat, und im zweiten Teil die „rauschende“ Antwort der gesamten Kolonie. Ein Sonagramm schlüsselt akustische Signale in drei Teile auf: Die Frequenz (hier: Hochachse), die Zeit (hier: Rechtsachse) und die Intensität (hier: Farbe).

Literatur:

SenSarma, M., Fuchs,S., Werber, Ch. & J. Tautz:
Worker piping triggers hissing for co-ordinated colony defence in the dwarf honeybee Apis florea.
Zoology 105, 215-223, 2002

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