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Bienen in der Kunst

Bienen in der Kunst

In fast jeder menschlichen Kultur waren Bienen ein Gegenstand von Kunst, Religion und Symbolik. Die Faszination rund um die Bienen hat die Künstlerin Bärbel Rothhaar in ihren Kunstwerken aufgegriffen. Wir haben mit Frau Rothhaar über ihre einzigartige Kunst mit den Bienen gesprochen.

Bärbel Rothhaar ist ursprünglich Malerin. Den Startschuss in der Kunst legte sie in den 90er Jahren mit heißem Wachs als Bindemittel für Pigmente – eine Technik, die seit der Antike als Enkaustik bekannt ist. Der Geruch des Wachses weckte in ihr schöne Kindheitserinnerungen. Der angenehme, warme Duft erinnerte sie an das Bienenhaus ihres Großvaters, in dem sie als Kind gerne gespielt hatte. Mit einem Imker und seinem Bienenvolk begann sie fortan künstlerisch zu experimentieren.

Frau Rothhaar, erzählen Sie uns von Ihren künstlerischen Arbeiten mit den Bienen

Bei meiner Arbeit geht es mir vor allem darum, dass die Menschen die Bienen live erleben. Die Kunst im Bienenstock soll vor den Augen des Publikums entstehen. Ich möchte meine eigene Faszination teilen und direkt auf andere Menschen übertragen. Dies ist mir zum Beispiel durch die Installation des „Bienenhotelzimmers“ gelungen, in dem man mehrere Wochen lang mit einem Bienenvolk im gläsernen Bienenstock zusammen leben konnte. Auf die Bettdecken hatte ich die Geschichten der vier letzten Imker des kleinen Ortes Loitz in Mecklenburg-Vorpommern gedruckt, für die sich die Imkerei durch die Wende vollkommen verändert hat. Die Honigvermarktung ist sehr schwierig geworden, da die meisten Leute lieber günstigen Honig aus dem Supermarkt kaufen. Zudem sind viele junge Menschen weggezogen und diejenigen, die noch geblieben sind, wollen nicht mehr imkern, da es für sie unwirtschaftlich geworden ist.
Dieses Jahr will ich vor allem die im letzten Jahr begonnene Zusammenarbeit mit der Staatlichen Gipsformerei weiterführen und diese wundervollen Abgüsse – von antiker Kunst oder historischen Gesichtsabformungen – für die Zusammenarbeit mit Bienen nutzen.

Was fasziniert Sie an Bienen?

Die Faszination an Bienen wird immer wieder erneuert, dadurch, dass es so viele Themen gibt, die sich mit Bienen verbinden lassen. Anfangs war das beispielsweise die Symbolik der Biene in der Kulturgeschichte des Menschen. Durch die Zusammenarbeit mit Bienenforschern hat sich der Fokus dann auf die Organisation des Bienenstaates gerichtet. Das architektonische Wunderwerk der Waben fasziniert mich immer wieder.

Woher nehmen Sie die Inspirationen?

Von den Bienen selbst und von den Menschen, die viel über sie wissen. Ich hätte anfangs nie gedacht, dass mich das Thema 18 Jahre lang beschäftigen würde – wobei nach all den Jahren immer noch kein Ende abzusehen ist! Immer, wenn ich eine Idee verwirklicht hatte, entstanden aus diesen Erfahrungen mehrere neue Ideen – die natürlich eine Weile brauchten, bis sie ausgereift waren. Oft brauche ich dafür Projektpartner, also Bienenforscher oder Imker an anderen Orten, zu denen ich kontinuierlich Kontakte aufbaue. Auf jeden Fall sind meine Notizbücher noch so voll von Ideen, dass es für viele Jahre reicht.

Wie kann man sich den Entstehungsprozess Ihrer Arbeiten vorstellen?

Ich mache viele Skizzen, schreibe Konzepte, beantrage Gelder und überzeuge Menschen davon, mir zu helfen. Mit meinen eigenen Bienenvölkern zu Hause experimentiere ich mit neuen Objekten. Die Bienen reagieren auf verschiedene Materialien ganz unterschiedlich, brauchen bestimmte Bedingungen, damit die Kunstprojekte optimal laufen. Trotzdem sind die Ergebnisse jedes Mal unterschiedlich – es ist spannend, dass Naturprozesse das Kunstwerk entscheidend mitbestimmen, und dass die menschliche Kontrolle dadurch ziemlich eingeschränkt ist. Einige meiner Projekte brauchen nur ein paar Wochen, andere Jahre bis zur Verwirklichung.

Welche Ausstellungen, in denen man Ihre Werke bewundern kann, sind für dieses Jahr geplant?

Bis 7. Juni kann man sich noch die Ausstellung „Symbiosen“ im Botanischen Museum Berlin anschauen. Da geht es vor allem um den Pollen als Schnittstelle zwischen der Pflanzen- und Tierwelt und natürlich um die enorm wichtige Rolle der Bienen dabei.

Von 7. Mai bis 12. Juli kann man meine Arbeiten in der Galerie Los 7 Jardines in Cáceres/Spanien sehen.

13. März – 7. Juni 2015: “FASZINATION BIENENGLASKLAR UND STOCKDUNKEL” in Kooperation mit dem Wertheimer Imkerverein und HOBOS Uni Würzburg im Glasmuseum Wertheim.

Ab Mai 2015 wird in der Staatlichen Gipsformerei in Berlin ein Bienenvolk live an Kunstwerken arbeiten, das man auch bei Führungen durch das Haus besuchen kann.

Gibt es eine bestimmte Zielgruppe, die Sie mit Ihren Projekten ansprechen wollen?

Ich grenze die Zielgruppen nicht ein. Bienen können für jeden Menschen interessant sein. Die Kombination aus Kunst und Biene erschließt sich dadurch auch relativ einfach. Also: über die Biene zur Kunst und umgekehrt. Es ist in der Tat schon vorgekommen, dass Besucher so begeistert und fasziniert waren, dass sie anschließend eine Imker-Ausbildung angefangen haben. Das freut mich besonders, denn da hat dann ein Perspektivenwechsel stattgefunden – nicht nur im Kopf, sondern mit praktischen Auswirkungen.

Welche Zukunftspläne haben Sie? Gibt es Projekte, an denen Sie derzeit arbeiten?

Es gibt viele Ideen in der Schublade und in meinem Skizzenbuch. Die werden aber erst konkret, wenn es einen passenden Ort und einen Anlass gibt. Auf jeden Fall werden Installationen mit Schaukästen weiterhin eine Rolle spielen. Durch sie kann man alltägliche menschliche Situationen, wie das Essen oder das Schlafen, vollkommen neu erleben – wenn da plötzlich ein Bienenvolk zu Gast ist. Es ist ein Wesen, das den Menschen seit jeher begleitet – manche ängstigt und viele fasziniert.

Bild 1: Das Gesicht der Künstlerin wird von ihren Bienen verändert – Apis regina, 2007
Bild 2: Installation Bienenhotelzimmer, 2012, Loitz, Mecklenburg-Vorpommern
Bild 3: Frau Bärbel Rothhaar

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