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„Wir lieben Bienen“

Wir haben schon über das erfolgreiche Startup-Unternehmen nearBees berichtet und konnten nun mit einem der Gründer, Michael Gelhaus, über die Hintergründe sprechen.

Die Idee zu nearBees hatte die Mitgründerin und Imkerin Viktoria Schmidt. Bei ihr und anderen Imkerkollegen stapelten sich irgendwann die Honiggläser im Keller. Sie überlegte sich also ein Modell, wie sie bequem und zeitgemäß Honig vermarkten könne. Einerseits ist der Bedarf groß, andererseits gibt es kaum noch eine Möglichkeit, regionalen Honig zu kaufen. Mit nearBees soll der Kontakt zwischen den Imkern vor Ort und Honigkäufern erleichtert und die Imkerei als traditionsreiches Hobby in einer modernen Gesellschaft erhalten werden.

Herr Gelhaus, wie viele Imker machen derzeit bei nearBees mit?

Mit einem Dutzend ausgewählter Imker und Imkerinnen in München haben wir die Pilotversion von www.nearBees.de im August 2014 gestartet. Bisher ist nearBees auf den Großraum München beschränkt. Neben den am Onlineverkauf teilnehmenden Imkern aus München haben sich deutschlandweit bereits über 50 Imker mit einer Abholadresse in unsere Karte eingetragen. Aktuell arbeiten wir an der deutschlandweiten Ausweitung und schon bald soll nearBees mit Honig von nebenan für jedermann in Deutschland verfügbar sein.

Welchen Vorteil bietet nearBees für die lokalen Imker?

Fast 95 Prozent der Imker in Deutschland betreiben die Bienenhaltung als Hobby und sind meist mehr an der Arbeit mit den Bienen selbst als an der zeitintensiven Vermarktung des Honigs interessiert. Auf nearBees.de können sie den Honig ihrer Bienen bequem, zeitsparend und zu einem selbst festgelegten Preis verkaufen und dadurch die Ausgaben für ihr Hobby decken. nearBees steht dabei allen interessierten Imkern offen: vom Stadtimker bis hin zum Imker mit mehreren Bienenvölkern auf dem Land.

Derzeit kommt der Großteil des Honigs in den Supermärkten aus dem Ausland. Warum ist das so?

Genau genommen werden fast 80 Prozent des in Deutschland angebotenen Honigs importiert. Wir Deutschen sind weltweit führend im Honigverzehr mit bis zu 1,3 Kilogramm pro Kopf im Jahr. Bedingt durch das Bienensterben, mangelnde Absatzmöglichkeiten für heimische Imker und einem rapiden Preisverfall, der die Risiken von Ausfällen oder schlechten Erträgen nicht mehr annähernd abdeckt, sind die Bienenvölkerzahlen seit mehreren Jahrzehnten rückläufig, denn die deutschen Imker halten immer weniger Bienenvölker und können die Nachfrage bei Weitem nicht decken. Wir möchten mit unserem Engagement daher vor allem auch das Bewusstsein der Verbraucher für die Bedeutung der Bienen und die Leistung der Imker schärfen, damit deutscher Honig und die Arbeit der Bienen und Imker wieder entsprechend wertgeschätzt werden.

Woher weiß ich als interessierter Verbraucher, welcher Honig für mich am besten ist?

Grundsätzlich ist jeder Honig einzigartig in seinem Geschmack, seiner Farbe und seiner Herkunft. Interessierte können sich in unserm Honiglexikon informieren, das ständig um Honigsorten erweitert wird. Dort finden Honigliebhaber alles über die gesundheitsfördernde Wirkung, die Eigenschaften der enthaltenen Nektarpflanzen, Aromen, Farben oder Konsistenz bestimmter Honigsorten. So erhält jeder einen guten Überblick über die verschiedenen Sorten und kann sich im ersten Schritt orientieren, in welche grobe geschmackliche Richtung er gehen möchte. Generell empfehlen wir immer, Honig von nebenan, also von den Bienen aus der eigenen Nachbarschaft, zu kaufen. So unterstützt man nicht nur die lokalen Imker, sondern erhält auch die wichtige Bestäubungsleistung der Bienen in der eigenen Umgebung. Wir glauben, dass es keinen schöneren Weg gibt, den vielfältigen Geschmack seiner eigenen Nachbarschaft zu kosten.

Sie haben eine neuartige Verpackung für den Honig. Welchen Vorteil bietet diese?

Unsere Honigverpackung besteht aus dem etwa 11 Gramm leichten Honigbeutel aus einem Papierverbundstoff und einer Versandtasche aus recyceltem Karton. Diese wurden vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz als ökologisch vorteilhafte Verpackungen eingestuft. Im Gegensatz zu schweren und zerbrechlichen Honiggläsern ermöglicht diese Verpackung einen bequemen und kostengünstigen Versand per Briefpost und natürlich ein immenses Einsparpotenzial von CO₂ und Ressourcen. Der Honig wird direkt vom Imker bzw. der Imkerin verschickt, sodass die Transportwege minimiert werden können. Ist der Honig einmal in der Verpackung kristallisiert, kann er dank des geringen Volumens durch leichtes Kneten des Beutels bereits bei Zimmertemperatur und ohne aufwendiges Wasserbad verflüssigt werden.

Wie hoch ist die Menge, die ich als Honigliebhaber in der neuartigen Honigverpackung bekomme?

Aktuell beträgt die Füllmenge unserer Honigbeutel aus versandtechnischen Gründen 400 Gramm. Langfristig möchten wir noch eine zweite, kleinere Verpackungseinheit für seltene Honigsorten anbieten und allen Honigliebhabern so ermöglichen, verschiedene Honige aus ihrer Nachbarschaft zu probieren.

Welche Zukunftspläne haben Sie für nearBees?

Im Zentrum unserer Bemühungen steht natürlich die Biene. Im Gegensatz zu vielen anderen Initiativen gehen wir den „Bienenschutz“ vonseiten der Imker an, denn ohne die Fürsorge der Imker wäre die domestizierte Honigbiene in Europa wohl verloren. Die Imkerstruktur ähnelt in vielen Regionen Mittel- und Nordeuropas denen in Deutschland. Daher wollen wir nearBees langfristig auch in anderen Ländern als bequeme Vertriebsmöglichkeit für Imker etablieren und so das traditionelle Hobby der Imkerei in ganz Europa erhalten.

Welche Rolle spielen Bienen in Ihrem persönlichen Leben?

Wir lieben Bienen und natürlich haben wir auch eine Imkerin im Team. In Viktorias Familie hat die Imkerei eine lange Tradition, und sie hält seit einigen Jahren selbst Bienen. Aber nicht nur die praktische Arbeit und die Sorge um ihre bis zu 60.000 Schützlinge treibt sie an. In ihrer Masterarbeit hat sie sich mit den „Veränderungen im Zusammenleben von Mensch und Biene“ auseinandergesetzt und die Idee zu nearBees entwickelt. Auch der Rest des Teams hat sich im Laufe der Umsetzung von nearBees zu wahren Bienenfans und Honigliebhabern entwickelt. Es ist also wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich das nächste Teammitglied zum Imker ausbilden lässt.

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