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Wildbienen umsiedeln

Wildbienen umsiedeln – ist das erlaubt?

Jeder weiß: Honigbienen-, Wespen- und Hornissenvölker müssen vom Fachmann umgesiedelt werden. Denn ihre hohe Stechbereitschaft kann eine Umquartierung gefährlich machen. Doch wie verhält es sich mit solitär lebenden Wildbienen? Dürfen wir diese einfach selbst umsiedeln?

Solitär lebende Bienen, auch Einsiedlerbienen genannt, sind Wildbienen, die ein Single-Leben ganz ohne Hofstaat führen. Sie nisten und brüten einzeln, scheu und zurückgezogen in unterschiedlichen Lebensräumen. Man trifft sie in Erdlöchern, in kleinen Rissen in Mauerwerken oder auch in verlassenen Schneckenhäusern. Solitärbienen sind besonders anspruchslos, wenn es um die Wahl ihrer Behausung geht. Manchmal sind sie sogar etwas zu anspruchslos: So kann es vorkommen, dass sich die kleinen Bestäubungshelfer von Zeit zu Zeit an Orten niederlassen, die sich als ungeeignete Nistplätze herausstellen. Haben sich die Wildbienen beispielsweise in Rissen im Mauerwerk des eigenen Hauses eingenistet, die verschlossen werden sollen, ist eine Umquartierung nötig. Oder der Hof soll eine schöne neue Einfahrt bekommen, in diesem Bereich leben aber Erdbienen – was nun?

Dürfen Privatpersonen Wildbienen umsiedeln?

Die Antwort ist: Nein. Wildbienen dürfen nicht selbstständig umquartiert werden, da eine Umsiedlung viele Gefahren für die kleinen, sensiblen Tierchen mit sich bringt. Das Vorhaben wird zunächst von einem Wildbienen-Experten geprüft, den man über den zuständigen Landesimkerverband findet. Eine Übersicht über die Landesverbände ist hier zu finden. Bei Bedarf kann auch die Stadtverwaltung bei der Wahl eines passenden Imkers helfen. Anschließend wird mit dem zuständigen Umweltamt über den Umzug der Bienen entschieden. Für die Umsiedlung muss immer ein triftiger Grund vorliegen. Nach positiver Prüfung der Umsiedlung wird ein geeignetes Umsiedlungsverfahren für die ansässige Wildbienenart gewählt. Da Wildbienen stark vom Aussterben bedroht sind, wird eine Umsiedlung meist nur gewährt, wenn der derzeitige Nistplatz eine Gefahr für die Wildbiene selbst darstellt. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Waldwege befestigt werden müssen oder eine erhöhte Düngung von Feldern bzw. Nutzpflanzen vorgenommen wird. Auch Nistplätze in der Nähe von Menschen zählen dazu, zum Beispiel in einem Brennholzstapel, einer Spalte zwischen Blumengefäßen oder in Hohlräumen von Fensterdichtungen. An all diesen Plätzen können die nistenden Bienen relativ leicht durch das Eingreifen des Menschen gestört und gefährdet werden, weshalb eine vorsichtige Umsiedlung auch im Interesse der Bienen ist.

Wie werden Wildbienen umgesiedelt?

Die Umsiedlung von Wildbienen ist recht aufwendig. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten: Wildbienen, die an der Oberfläche leben, können meist mit ihrer Behausung an einen anderen Standort versetzt werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass der neue Lebensraum dem vorherigen klimatisch entspricht. Sollten sich die Bienen in Rissen im Mauerwerk oder ähnlichen Nestern niedergelassen haben, wird der Kokon nach der Verpuppung vorsichtig aus dem Nistgang geholt. Dazu muss der äußere Verschluss behutsam mit einem dünnen Gegenstand aufgekratzt und der Kokon mit einem dünnen Draht aus dem Nest gezogen werden. Die Puppen werden nun in einer alternativen Nisthilfe untergebracht. Hierfür eignen sich spezielle Bienenhotels, die ganz einfach selbstgebaut oder käuflich erworben werden können.

Bei unterirdisch nistenden Wildbienen gestaltet sich die Umquartierung schwieriger. Es können komplette Erdblöcke mit einem Spaten aus dem Boden getrennt und diese an anderer Stelle wieder eingesetzt werden. In der Praxis ist diese Vorgehensweise allerdings sehr kompliziert, da beim Ausstechen häufig Nester zufällig vom Spaten getroffen und so zerstört werden. Zusätzlich führen Erschütterungen oder Verdichtungen des Erdreichs zum Verlust vieler Nester. Ist der Boden zu locker, ist das Ausstechen von Erdblöcken unmöglich. So bleibt nur die Option, die Larven nach der Verpuppung auszusieben und diese einzeln, an einem neuen Standort, in den Boden zu geben.

Eine Umsiedlung von Solitärbienen ist also nie einfach. Auch wenn dabei sehr sorgsam vorgegangen wird, besteht immer die Gefahr, die winzigen Tiere zu verletzen. Deshalb gilt: Egal, ob Erdnister oder oberirdische Nister, zuerst muss immer ein Fachmann konsultiert werden, um den Schutz der kleinen Helfer zu gewährleisten. Und unter uns: Sollte keine Gefahr für die Bienen bestehen, braucht sich auch der Mensch nicht fürchten. Denn Wildbienen sind besonders friedliche Lebewesen, die äußerst selten zustechen.

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