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Robotische Bestäuber – Wie hilfreich sind sie?

Seit vielen Jahren werden nicht nur in der Fachwelt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit, sorgenvolle Diskussionen um den Erhalt der Honigbienen geführt. In jüngster Zeit hat sich der Blick sogar geweitet und die Aufmerksamkeit richtet sich nun auf die bedrohte Insektenwelt im Allgemeinen. Ein Lösungsansatz sind sogenannte Bestäubungsroboter. Aber ist das sinnvoll?

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Die Honigbienen spielen im Bemühen um den Fortbestand der Natur eine Schlüsselrolle. Alle Maßnahmen, die den Honigbienen helfen, helfen außerdem auch einer Vielzahl anderer Insektenarten und allen weiteren Organismen, die in das ausgewogene Netzwerk der Natur eingebunden sind. Umso befremdlicher mag ein Ansatz erscheinen, den Verlust an Bestäuberinsekten durch technische Systeme auszugleichen, indem sie deren Aufgaben übernehmen sollen. In Japan und in den USA wird bereits an Projekten gearbeitet, deren Ziel es ist, bestäubende Fluginsekten durch Miniatur-Flugmaschinen zu ersetzen. Diese transportieren den Blütenstaub von Blüte zu Blüte und übernehmen somit teilweise die Aufgabe der Biene und anderer Insekten. Beispielsweise hat eine riesige Einzelhandelskette aus den USA ein erstes Patent für eine Roboterbiene angemeldet.

Hinter diesem Ansatz stecken fraglos technische Meisterleistungen. Aber es sollte beunruhigen, dass die dafür eingesetzten Finanzmittel nicht für den Erhalt der Bestäuberinsekten eingesetzt werden. Die so finanzierten Projekte, vermitteln den Eindruck, wir Menschen könnten leistungsgleich durch unsere Technik das ersetzen, was die Natur in Millionen Jahren hervorgebracht hat und durch menschliche Aktivitäten nach und nach zerstört wird. Ein Ersatz der Bestäuberinsekten durch künstliche Systeme oder auch per Hand-Bestäubung durch den Menschen ist aber nie vollwertig machbar. Beispielsweise wird der Nektar einiger Pflanzen durch die Geräusche der Insekten süßer. So locken sie mit besonders süßem Nektar mehr Insekten an, die ihre Pollen weitertragen und sichern ihren eigenen Fortbestand. Die Blütenpflanzen und die Insekten sind in vielen Millionen Jahren der Aufeinanderzuwentwicklung also so komplex und eng miteinander vernetzt, dass wir totz umfangreicher Forschungsarbeiten noch längst nicht alle Aspekte erdeckt, geschweige denn verstanden haben. Und selbst wenn alle relevanten Gesichtspunkte bekannt wären, bliebe die ausgeklügelteste Technik ein mattes Abbild dessen, was die Insekten sind und leisten. Deshalb wäre ein allumfassenderer Lösungsansatz, die Finanzmittel in die weitere Ursachenforschung des Insektensterbens zu investieren und daran zu arbeiten, die Lebensumstände aller Bestäuberinsekten zu verbessern.

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