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Die HOBOSphere-Bienenkugel

Seit einigen Jahren beschäftigt sich Andreas Heidinger mit der Honigbiene und der Imkerei. Als er merkte, dass Bienen die Waben ungern in den Ecken von Behausungen bauen, beschloss er, eine ganz neue Art der Bienenbehausung zu konstruieren – es entstand die Bienenkugel. Wir konnten mit dem Erfinder sprechen.

Wie sind Sie auf die Idee der HOBOSphere-Bienenkugel gekommen?

Ich habe beobachtet, dass Bienen nur ungern die Ecken ihrer Behausung ausbauen, für ihre Brut nutzen sie hingegen gerne eine Kugelform. Das könnte daran liegen, dass Bienen früher mehr in Baumhöhlen gelebt haben, wo es nur selten zu Temperaturschwankungen kommt. Beruflich habe ich bei der Durchführung von Computersimulationen mit flüssigen Metallen festgestellt, dass bei der Erstarrung von Gussteilen kugelförmiger Geometrien die Wärme viel länger im Bauteil bleibt als in eckigen. So kam ich dann auf die Idee, eine natürliche Behausung für Bienen zu entwickeln – eine runde eben. Mit Prof. Jürgen Tautz und dem Biologen Torben Schiffer habe ich die Bienenkugel optimiert. Diese ist jetzt vor allem unter dem Namen HOBOSphere bekannt.

Worin unterscheiden sich die Lebensbedingungen der Bienenvölker in einer Bienenkugel von Bienenkästen, die häufig in der Imkerei verwendet werden?

Die Bienen in der Bienenkugel sind ruhiger und „relaxter“ und nicht so im Heizstress wie in anderen Behausungen. Durch die starken Wände und die runde Form der Bienenkugel kann die Temperatur innerhalb eines Bienenstockes viel konstanter gehalten werden. Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht können somit deutlich verringert werden. Die Bienen müssen weniger heizen, deshalb ist ihr Futterverbrauch auch viel geringer. Die Gefahren von Schimmelbildung und Bienenkrankheiten können durch die kugelförmige Behausung verringert werden.

Wie genau können denn Bienenkrankheiten und Schimmelbildung durch die Kugel verringert werden?

Wir verwenden für die Bienenkugel unter anderem Totholz, also abgestorbene Bäume oder deren Teile. Dieses Material hat die tolle Eigenschaft, viel Feuchtigkeit aufnehmen zu können, was die Luftfeuchtigkeit reguliert. In den Ecken und Kanten beispielweise von Magazinbeuten herrschen dagegen geringere Temperaturen und eine höhere relative Luftfeuchtigkeit. Dadurch ist in diesen Bereichen die Gefahr der Taupunktunterschreitung sehr groß, was zur Bildung von Kondenswasser und zu einer größeren Wahrscheinlichkeit von Schimmelbildung führt. Und Schimmel schadet nicht nur Menschen, sondern auch den Bienen. Ein weiterer Unterschied der Bienenkugel: Diese hat ein höheres Wärmeniveau, sodass die Bienen weniger Drohnenzellen bauen. Und da sich einer der größten Feinde der Biene – die Varroamilbe – hauptsächlich in der Drohnenbrut vermehrt, wird somit der „Varroadruck“ auf die Bienen geringer.

Wo sollte man eine Bienenkugel am besten platzieren?

Mit der HOBOSphere-Bienenkugel wird in München schon auf Balkonen geimkert. Im Prinzip ist aber jeder Kleingarten in der Stadt geeignet.

Wo kommen Bienenkugeln bereits zum Einsatz?

Die Bienenkugel hat in einigen Teilen Deutschlands einen Platz gefunden. Vor allem an Schulen wird mit der Bienenkugel bereits geforscht. Auch in Luxemburg, Belgien, Dänemark, Österreich, Afrika und sogar auf dem Kilimandscharo wird mit der Bienenkugel geimkert.

Woran arbeiten/forschen Sie derzeit?

Gemeinsam mit Prof. Dr. Tautz und Torben Schiffer wollen wir durch die Zucht des Bücherskorpions und dessen Einsetzen in die Bienenvölker die Varroareduzierung angehen. Bücherskorpione sind Spinnentiere und werden nur wenige Millimeter groß. Sie jagen Staubläuse, Bücherläuse, Hausstaubmilben sowie auch die Varroamilben. Das große Ziel ist es, dass die Bienenvölker in Zukunft ohne chemische Varroabehandlung auskommen.

Über Andreas Heidinger

Herr Heidinger ist gelernter Modellschreiner, Gießereitechniker und Qualitätsmanager. Mit seiner Frau und seinen Töchtern lebt er mit 6 Bienenkugeln in Dachau.

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