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Ausgebildete Anzeigehunde können Bienen retten

Schweizer Organisation „freethebees“ und „Honey bee online studies“ (HOBOS) starten innovatives Pilotprojekt zur präziseren, schonenderen und kostengünstigeren Früherkennung der Faulbrut bei Bienenvölkern. Hierfür machen sie sich den sensiblen Geruchssinn von Hunden zunutze.

Jürgen Tautz
Bienenexperte und bee careful Kooperationspartner Prof. Dr. Tautz

Eine große Herausforderung der Imkerei ist die Bedrohung durch Parasiten und Bienenkrankheiten. Zu den verheerendsten Krankheiten gehören neben der Varroamilbe die Europäische und Amerikanische Faulbrut. Ist ein Bienenvolk erkrankt, breiten sich die Parasiten durch Flugkontakt auch schnell zwischen benachbarten Völkern aus. Zudem belastet das stetige Öffnen der Bienenkästen durch Imker und Bieneninspektoren zur Überwachung von Brutkrankheiten die Bienenvölker erheblich. Da insbesondere die Amerikanische Faulbrut hochansteckend ist, wird eine möglichst frühzeitige Erkennung angestrebt.

Die neuartige Projektidee von «freethebees»: Trainierte Hunde erkennen und zeigen die Faulbrut bereits im Anfangsstadium an. Dieser Vorgang geschieht ohne Eingriffe ins Bienenvolk und birgt einen wesentlich geringeren Aufwand für die Bieneninspektionen. Früher, präziser, schonender, kostengünstiger. Kann das funktionieren?

Ein Erkennungsmerkmal der Europäischen und Amerikanischen Faulbrut ist ein stechender Geruch, der sich am Flugloch der befallenen Bienenstöcke bemerkbar macht. Dieses Diagnosemerkmal ist für den Menschen erst in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium wahrnehmbar. Wild lebende und naturnah gehaltene Völker hingegen können mit den bisherigen Methoden nicht auf Brutkrankheiten überprüft werden.

Die Schweizer Organisation freethebees startet nun u.a. in Zusammenarbeit mit dem HOBOS-Team ein Projekt, in dem der senisble Geruchssinn von Hunden zur frühzeitigen Erkennung der Faulbrut eingesetzt wird. Ein Hund kann in nur wenigen Augenblicken einen Geruch aufnehmen und diesen von anderen unterscheiden. Ein trainierter Hund ist dadurch in der Lage, eine an Faulbrut erkrankte Bienenlarve in einem Bienenvolk schnell und sicher anzuzeigen.

Der Einsatz dieser Methode ist nicht nur bienenschonend, sondern kann mit hoher Effizienz durchgeführt werden. Im Schnitt kann ein ausgebildeter Hund pro Tag ca. zwei bis fünf Einsätze durchführen und hierbei rund 100 Proben nehmen. Bisher muss dafür jede einzelne Brutzelle visuell kontrolliert werden. Da dieser Vorgang sehr zeitaufwendig ist, lassen sich mittels visueller Prüfung durch den Menschen im besten Fall bis zu 40 Bienenvölker pro Tag prüfen.

Das Projekt startete in 2019. Zunächst werden drei Anzeigehunde in der Erkennung der Faulbrut ausgebildet. Die Ausbildung der drei Hunde wird von zwei erfahrenen, zertifizierten Hundetrainern durchgeführt. Diese Hunde sollen nach ihrer Ausbildung in der Lage sein, im Prinzip bereits die erste erkrankte Brutzelle im Bienenvolk anzuzeigen. Die präzise Arbeit, Treffgenauigkeit und Effizienz der fertig ausgebildeten Hunde sollen mittels einer nach wissenschaftlichen Kriterien angelegten Prüfung unter Beweis gestellt und vom Schweizer Zentrum für Bienenforschung abgenommen werden.

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Foto: R.Hofstetter

Abbildung:
Die weiße Schweizer Schäferhündin namens Mika, im Besitz von Reto Hofstetter, ist einer der drei Hunde, die aktuell zum Faulbrut-Anzeigehund ausgebildet werden. Trainiert werden die Hunde über deren Motivation einen für sie zunächst unbedeutenden Geruch zu suchen (Imprinting) und mit Anzeigeverhalten zu reagieren, eine Methode, wie sie auch im Bereich anderer Geruchsentdeckungen, wie beispielsweise dem Minensuchen, erfolgreich genutzt wird.

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