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Honigjaeger ernten die Waben der Felsenbiene

Auf gefährlicher Mission: Honigjäger in Nepal

An steilen Felsklippen des Himalayas jagt die Bevölkerung in uralter Tradition den Honig der wilden Felsenbiene. Dieser Honig gilt als einer der wertvollsten der Welt, doch seine Ernte ist lebensgefährlich.

Die in Nepal heimische Kliffhonigbiene, auch Felsenbiene genannt, hängt ihre Waben direkt an steile Felswände. Ihr Honig gilt als besonders kostbar: Die Bienen leben in nahezu unberührter Natur und sammeln den Honig von dortigen Wild- und Heilkräutern. Er soll nicht nur besonders aromatisch schmecken, sondern auch heilende Kräfte besitzen. Von den Einheimischen wird er als Medizin benutzt, die Immunsystem und Knochen stärken und bei Wunden und Verletzungen helfen soll.

Honigjagd mit Folgen

Doch der Preis für den begehrten Honig ist hoch. Imkerei kennen die Bewohner der Region Pokhara nahe Kathmandu nicht – wird Honig benötig, so wird er „gejagt“. Für die Felsenbiene hat dies schwerwiegende Folgen: Auf der Jagd zerstören die Honigsammler die Waben des Nestes. Die stark gefährdeten Bienen sind deshalb bereits vom Aussterben bedroht.

Allerdings birgt die wilde Honigjagd nicht nur für die Bienen Gefahren. Die Ernte des „gelben Goldes“ ist auch für die Honigjäger selbst lebensgefährlich. Das Volk der Gurung betreibt die Honigjagd in uralter Tradition. Dementsprechend haben sich sowohl Technik als auch Ausrüstung seit Jahrhunderten kaum verändert. Zweimal im Jahr schleppen die Männer, meist in einer Gruppe von zehn bis zwanzig Personen, ihre Ausrüstung in schweren Paketen auf dem Rücken bis an den Fuße des Himalayas. Dort warten sie bis zum nächsten Morgengrauen, um mit der Honigjagd zu beginnen. Teil des Vorhabens ist stets ein Opfertier. Dieses heilige Ritual soll die Götter milde stimmen – denn den Bewohnern des Volkes ist die Gefahr der Honigernte durchaus bewusst.

Lebensgefahr in schwindelerregender Höhe

Bei Tagesanbruch erklettern die Honigjäger dann die steilen Felswände, an denen die bis zu zwei Meter langen Waben hängen. Dazu seilen sie sich an selbstgeknüpften Strickleitern aus Bambus und Gräsern in über 100 Metern Höhe zu den Waben ab. Mit Bambusstöcken werden die Waben durchstochen, mit einer Art Widerhaken versehen und dann mit einem scharfen Messer abgetrennt. An den Seilen befestigte Widerhaken verhindern, dass die Waben abstürzen. So lassen sich die Waben abseilen und ohne Verluste ernten.

Die größte Honigbiene der Welt

Soweit die Theorie. Wären da nicht die Kliffhonigbienen, die in dunklen Trauben zu Hunderten an den Waben hängen und von der ungebetenen Störung ganz und gar nicht begeistert sind. Dazu kommt, dass die Kliffhonigbiene mit bis zu drei Zentimetern die größte der weltweit neun Honigbienenarten ist. Ihr Gift gilt als neun Mal so stark wie das der Westlichen Honigbiene. Bereits einige Stiche können tödlich sein und die nepalesischen Honigjäger sind meist nur durch den Stoff ihrer normalen Kleidung geschützt. Das Feuer, das aus Stroh und Kräutern entzündet wird, um die Bienen kurzfristig zu benebeln, hilft da nur bedingt.

Himalaya Honig – flüssiges Gold mit Tradition

Sind die Waben dann einmal gesammelt, steigt die Spannung: Ist überhaupt Honig darin zu finden? Denn nicht immer gibt es genug blühende Pflanzen in der Umgebung, an denen die Bienen sammeln können. Bei erfolgreicher Ernte finden die Honigjäger aber oft bis zu 20 kg Honig in einer Wabe. Den verkaufen sie an Händler, die ihn ins Ausland exportieren. Besonders der im Frühjahr gewonnene rote Honig gilt als besonders wertvoll. Für die Bewohner der Region eine wichtige – und oft die einzige – Einnahmequelle.

So ist das flüssige Gold der Felsenbienen Fluch und Segen zugleich für die nepalesischen Honigjäger – und ein ganz besonderes Relikt aus der Vergangenheit, das eine uralte Tradition des Volkes aufrecht erhält.

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